Samstag, 7. Juli 2007
Diamond: Fahriger Herumfabulierer
Dieses Interview („Sind wir die ersten normalen Menschen?“, FAZ 6.7.07, S. 40) zeigt den typischen Diamond: seine fabelhafte Mischung aus ein bißchen Evolutionsbiologie, unscharfer Begrifflichkeit und missionarischer Meinungsmache. Wenn er z.B. behauptet, "erst vor fünftausend Jahren (seien) die ersten Staaten moderner Prägung entstanden", dann verwendet er sozusagen einen 'steinzeitlichen' Staatsbegriff, der fast nichts faßt (vgl. Roman Herzog u.a.). Ähnlich seine Behauptung zur Kindererziehung, wo er das Kinderalter nicht differenziert und er nur zeigt, daß er sich noch nie mit der Verhaltensbiologie von Säugetieren, geschweige denn der Verhaltensbiologie von Kindern in den ersten drei Jahren beschäftigt hat (vgl. Bernhard Hassenstein u.a.). Wenig scharfsinnig auch sein Hinweis, daß Stammesgemeinschaften die älteren Kinder früher in das Arbeitsleben der Erwachsenen einbeziehen; das ist bis heute überall auf der Welt so, wo nicht großer Wohlstand herrscht. In den Wohlstandsgesellschaften verzögert natürlich die pauschale Verlängerung der Schulzeiten die Persönlichkeitsreifung und verstärkt die damit einhergehende Desorientierung junger Menschen.
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