Freitag, 26. Februar 2010
„Wasserwaage. Warum gleichere Gesellschaften fast immer besser dran sind“
"Schneeglöckchen, ei, du bist schon da?
Ist denn der Frühling schon so nah?
Wer lockte dich hervor ans Licht?
Trau doch dem Sonnenscheine nicht!
Wohl gut er’s eben heute meint,
Wer weiß, ob er dir morgen scheint?“
August Heinrich Hoffmann von Fallersleben
- „Wasserwaage. Warum gleichere Gesellschaften fast immer besser dran sind“ / Gleichheit ist Glück. Warum gerechte Gesellschaften für alle besser sind. von Wilkinson, Richard und Pickett, Kate .
Wolfgang Kersting bespricht dieses neue Buch in der FAZ v. 25.2.10 . Der deutsche Titel ideologisiert, wörtlich übersetzt lautet der Originaltitel: „Wasserwaage. Warum gleichere Gesellschaften fast immer besser dran sind“. Wilhelm Röpke fällt mir da ein und seine Schweiz: eine immer noch recht bürgerliche Gesellschaft mit viel weniger Ungleichheit als in Argentinien und Brasilien, Indien und Saudi-Arabien, Nigeria und Indonesien etc. Zugleich aber nicht egalitär. Was mag der Grund sein? Wahrscheinlich das genossenschaftliche und bürgerliche Element in einer protestantischen Kultur mit ihrer hohen Disziplin, die sich dem calvinistischen Individualismus verdankt. Die Gleichheit beschränkt sich auf die vor dem Gesetz und die individuelle Chancengleichheit, gepaart mit Gewerbefreiheit (die Konfessionsfreiheit für Katholiken kam viel später). Gerade das Verbot von protestantischer Einwanderung in Südamerika, besonders in Argentinien, bewirkte bis heute relative Verarmung und Entwicklungsverzögerung, während die protestantische Einwanderung in Nordamerika das Land innerhalb von 200 Jahren von völliger Armut zum größten Reichtum katapultierte.
Der Ansatz der Autoren Wilkinson und Pickett erscheint daher recht statisch und unfruchtbar im Hinblick auf die Wirkungskräfte, die allgemeinen Wohlstand schaffen als da vor allem sind Wettbewerb und Wettbewerbsbeschränkungsverbot. Zugleich unterschlagen sie psychischen Kosten des Wettbewerbs und der calvinistischen Disziplin: in katholischen, überhaupt vielfach in armen Ländern ist man fröhlicher, weil die langjährige Disziplinierung schon der Kinder in der protestantischen Kultur zwar Fleiß und Verantwortung fördern, aber eben nicht die gute Laune.
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