Mittwoch, 10. November 2010
Die im Dunkeln sieht man nicht
Die im Dunkeln sieht man nicht
Im rechten Medium aber scheinen sie auf. Eine alte Weisheit, die immer aufgefrischt werden muß.
Einfach ist das im Medium der Begegnung, wenn ein unaufgeregter, freundlicher Mensch seine Umgebung erhellt.
Schwieriger fällt die Wahrnehmung bei unauffälligen Dingen, die breite kulturelle Folgen haben. Die beiläufige Entstehung der vokalalphabetischen Schrift im antiken Athen bewirkte, daß die Calvinisten schon Ende des 17. Jahrhunderts sogar die Schulkinder das Lesen lehrten.
Seitdem hat sich die Vorstellung herausgebildet, daß Bildung Kompetenz und Wohlstand schaffe, obwohl die Geschichte des chinesischen Kaiserreiches das schon widerlegte. Aber die hohe literarische Bildung der kaiserlichen Beamten verschuldete maßgeblich, daß die vielen chinesischen Erfindungen einzelner ungebildeter Chinesen keinen Spielraum fanden. Man muß eben nicht nur das MP3-Verfahren erfinden, wie es den deutschen Fraunhofer-Leuten gelang, die Erfindung muß auch angewendet und vertrieben werden, wie es erst in den USA erfolgte, weil sich in Deutschland niemand traute. Nicht neue Erfindungen sind entscheidend, sondern die im weitesten Sinne kulturellen Bedingungen eines Landes, die eine massenhafte Akzeptanz für Neuerungen gewährleisten. Gescheite Leute wie Otto Hahn und Lise Meitner entdeckten die Kernspaltung, aber viele ihrer Enkel sind inzwischen so fanatisiert und naturwissenschaftlich verblödet, daß sie lieber das Land mit defizienten Windrädern und Solarbrettern verschandeln, statt von einer fortgeschrittenen Technik zu profitieren, wie ihnen das die Franzosen nebenan vormachen. Hemmungslos stellen sie sich sogar mit ihrem Vandalismus ins bestellte Scheinwerferlicht der Medien.
Den Verstand im Dunkeln sieht man nicht.
- Douglass North 90 Jahre: begann als Marxist, wurde Institutionenökonom, Nobelpreis 1993. Die Institutionenökonomie verfolgt die Fragestellung, welche Einrichtungen und welche Arbeitsweisen, Regeln und Gesetze nötig sind, damit es gescheiten Erfindern nicht so geht wie den chinesischen Düsentriebs im kaiserlichen und marxistischen China sowie den deutschen MP3- und HTR-Erfindern.
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