Sonntag, 14. Dezember 2014

Schwarmintelligenz




Dicke Pötte mit dicken Kanonen waren seine Vision: 
Alfred T. Mahan inspirierte nicht nur die Politiker seines Heimatlandes USA 

(Bild: Wiki.)








"Es ist durchaus wahr und eine ... Grundtatsache aller Geschichte, daß das schließliche Resultat politischen Handelns oft: nein, geradezu regelmäßig, in völlig unadäquatem, oft in geradezu paradoxem Verhältnis zu seinem ursprünglichen Sinn steht."
(Max Weber, 'Politik als Beruf', Reclamausg. S. 64f. )


Wenn man sieht, wie Frankreich und Großbritannien, Rußland und Japan sich seit etwa 1700 bemühten, möglichst viele Landgewinne zu erzielen und die Kontinente untereinander aufzuteilen, und tatsächlich auch darin erfolgreich waren, aber dann in Europa ihre Rivalitäten nicht im Zaum halten konnten und ihre binnenländische Machtbasis entscheidend durch Krieg schwächten, dann kann man Max Webers Zitat nur zur allgemeinen Präambel der Innen- und Außenpolitik erklären.

Der Einfluß von Alfred T. Mahans Flottenbauliteratur verhinderte nicht Pearl Harbour, und die starke Flotte Englands verhinderte nicht den Zusammenbruch des Empires, das ein kühnes Unternehmen war, aber kein vernünftiges, und kein menschenfreundliches. Bismarck tat gut daran, auf Kolonien weitgehend zu verzichten, obwohl schlaue Professoren wie Hans Delbrück der Meinung waren, daß sich die Großmächte die Welt aufteilen würden und Deutschland in der Gefahr stehe, Zukunftschancen zu verlieren. Im Blick zurück erscheinen Kolonialismus und Imperialismus als Irrwege, man wäre besser unkühn zuhause geblieben. Und auch Max Weber hätte weniger nationale Gesinnung besser zu Gesicht gestanden. Aber es ist schwer, sich den Denkmoden seiner Zeit zu entziehen. Das ist heute nicht anders. In Berlin denkt man derzeit anti-national. Ziemlich denkfaul.

Konflikte? Krisen? Nicht der Rede wert!



In seinem Düsseldorfer Europa-Vortrag beklagte Lammert die Asymmetrie der Entwicklung von Ökonomie und Politik in der EU. Aus der Montan-Union, die von Frankreich als Ressourcenkontrolle gemeint war, wurde die EWG, die nicht mehr den Schikanen der politischen Bürokraten unterworfen war, wie es die Montanunion noch war. Sie war deshalb erfolgreicher und führte die Länder Europas stärker zusammen. Mit Problemen natürlich. Italien drohte eine kommunistische Regierung und die Gewerkschaften demontierten die Industrie, wo sie nur konnten. Sie setzten den Artikel 18 des “Arbeiterstatuts” durch, der zu märchenhaften Mißbräuchen führte und jetzt gerade von dem Sozialdemokraten Renzi ein bißchen reformiert werden soll. Und immer noch sind die Gewerkschaftsfunktionäre so stark und viele Mitglieder so klassenkämpferisch dumpf gesonnen, daß sie das Land mit einem Generalstreik überzogen. Trotzdem wirkte und wirkt das Beispiel anderer europäischer Länder positiv auf Italien, denn es kam nicht zur Regierungsbeteiligung der KPI, der Ruin FIATs konnte bislang noch durch Chrysler abgewendet werden und selbst die Sozialdemokraten wollen den Arbeitsmarkt flexibilisieren. Das ist dem jahrelangen Einfluß der EWG und der folgenden EU zu verdanken. Aber in Italien dauert alles etwas länger, die Bürokratie und der Süden verharren bleiern. Solche Assymetrien lassen sich nicht durch politische Zentralisierung einfach aufheben, wie Lammert und seine Freunde meinen. 
Der Euro und seine Anforderungen sind für die Südländer zu schwierig zu bewältigen, sie fahren besser, wie in der Vergangenheit, mit Abwertungen ihrer Währung. Lammert will die Transferunion, aber das sagte er nicht. Er schwätzte einfach über alle Probleme gefällig hinweg.