Dienstag, 12. Januar 2021

Lebenswissen oder Prüfungswissen?

Rainer Hank, Redakteur in Rente, bedauert in der FAS vom 10.1., daß es im breiten Publikum zu wenig Finanzwissen gebe. „Gerne würde ich die Wette machen, wie viele W3-Professoren deutscher Universitäten wissen, was ein ETF ist. Nicht sehr viele, vermute ich. Empirisch gut untersucht sind die „Big Three“-Fragen: Da soll man zum Beispiel sagen, ob aus hundert Euro bei einem Zinssatz von 2 Prozent in fünf Jahren exakt 102 Euro oder mehr oder weniger als 102 Euro geworden sind. Lediglich jeder zweite Deutsche beantwortet diese Frage richtig. Kleiner Trost: In Italien kennt nur jeder Vierte die Antwort.“

Das ist natürlich der Klage wert, denn zur freien und mündigen Lebensführung des Bürgers gehört natürlich auch das Finanzwissen. Obwohl sich das Informationsangebot enorm verbessert hat, scheint davon nicht in gleichem Maße mehr Gebrauch gemacht zu werden. Der geringe Spaßfaktor steht als ein Hindernis im Wege, ist anzunehmen. Wie dem begegnen? Bei Hanks Überlegungen fehlt die Schule, die doch angeblich auf das Leben vorbereiten soll. Dort hat sich zwar ebenfalls die Lage gebessert, aber mehr als ein Nischenangebot an Wirtschaftswissen ist in allen Schulformen nicht vorhanden. Hier könnte viel bewegt werden durch Streichung toten Katalogwissens. 


Hat die Politik ein Interesse, den Schülern mehr Lebenswissen - zum Beispiel Wirtschaftswissen - zu vermitteln?

Da darf man Zweifel hegen. Mündige Bürger, die ihr Leben selbst gestalten wollen und können, sind keine bequemen Untertanen. Bequen sollen sie aber sein. Die Politik schätzt Menschen als Freunde und Bittsteller des Staates. 


Zum Beispiel Renten“versicherung“ als Umlageverfahren. Der Bürger zahlt ein, dafür bekommt er eine Rente nach Kassenlage,  über die die Politik befindet. Keinesfalls ist die Höhe der Rente abhängig vom Einzahlungsbetrag, weswegen die Rendite in der Regel gering oder negativ ist.