Freitag, 26. März 2010
Elisabeth Noelle-Neumann verstorben, "Die Schweigespirale", Kernenergie
Elisabeth Noelle-Neumann und Otto Schlecht im Gespräch im Hotel Königshof Bonn am 12.4.1991, Tagung der Ludwig-Erhard-Stiftung - Verabschiedung des alten Vorsitzenden Karl Hohmann, Begrüßung des neuen Vorsitzenden Otto Schlecht (Amtswechsel am 1.3.1991, Foto: Engelbert Reineke / Bundesarchiv / Wiki.)
- Elisabeth Noelle-Neumann verstorben: "Schickt die Domestiken raus!" sagte angeblich bei einer Sitzung mehrmals Helmut Schmidt, Verteidigungs- und danach Finanzminister unter Brandt, und meinte damit die ranghohen Ministerialbeamten, so Reinhard Wilke in seinem Buch "Meine Jahre mit Willy Brandt - Die ganz persönlichen Erinnerungen seines engsten Mitarbeiters" (Rez. Blasius FAZ 15. März 2010). Hefty erwähnt in seinem lesenswerten Nachrufartikel heute in der FAZ "ihre Überheblichkeit". Was immer er damit meinen mag, Helmut Schmidts "Schickt die Domestiken raus!" wäre ihr nie über die Lippen gekommen. Sie war selbstbewußt, wie sollte sie nicht, und das nicht nur in der Wahl ihrer Garderobe, die recht farbig durch die grauen Einreiher blinken konnte, sie trug ihr Selbstbewußtsein aber nicht vor sich her wie Helmut Schmidt. Vor allem war sie aber die erste Dame der Demoskopie in Deutschland, ihr Allensbacher Archiv spiegelt die Befindlichkeit der Deutschen seit Bestehen der Bundesrepublik wider. Ihre Beiträge in der FAZ waren stets gewichtig, läppische Meinungsforschung interessierte sie nicht. In ihrem Buch "Die Schweigespirale" von 1980 gelingt ihr meisterlich die Verschränkung von praktischer Sozialpsychologie, die Literaturbefragung des Motivs der "Sozialen Haut" seit Platons "Politeia" und von demoskopischem Handwerk.
Sie stieß noch vor dem Verbot 1943 zur Frankfurter Zeitung, die 1949 zur FAZ wurde. Geboren 1916 gelang ihr ein beachtliches Lebenswerk, auf das sich positiv verweisen läßt. Jedes Gemeinwesen ist auf solche Figuren angewiesen. Von ihr bleiben Bücher und ihr Institut in Allensbach, das die Zeitgeschichte Deutschland weiter begleiten und dokumentieren wird.
- Kernenergie: Allensbach verzeichnet eine Zunahme derjenigen Bundesbürger auf 68%, die glauben, daß man nicht auf die Kernkraftnutzung verzichten kann, auf 15% fallen diejenigen die eine Umsetzung des Ausstiegs erwarten. Insgesamt verzeichnet Allensbach für die Kernenergie 44% Befürworter und 37% Gegner. ("Die Kernenergie regt nicht alle Bürger auf", FAZ 24.3.10)
- Bill Gates will sich bei der Entwicklung von kompakten Kernkraftwerken engagieren.
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