Bohrer und Scheel haben die "Deutsche Zeitschrift für europäisches Denken" jahrzehntelang herausgegeben und redigiert. Im Dezemberheft haben sie sich verabschiedet und auf ihr erfreuliches Wirken zurückgeblickt. 1989 bildete der Zusammenbruch der SED-Diktatur und die Wiedervereinigung die Ursache für die Kündigung des langjährigen Paten und MERKUR-Autoren Habermas, der die Wiedervereinigung als reaktionär-nationalistisches Projekt strikt ablehnte. Von da an ging’s bergauf, könnte man sagen, oder in der Devise Kurt Scheels formuliert: “Den Rechten ein Ärgernis, den Linken ein Juckpulver”. Der Merkur wollte “freier, unabhängiger, origineller, weniger verharzt und kumpelhaft sein als die anderen Zeitschriften und auch die großen Zeitungen, die selbstgefällig ihre ewigen Wahrheiten verkündeten.” (Scheel, Ich wollte eigentlich nie zum MERKUR, 12/11, S. 1111)
Das ist dem MERKUR gelungen, Bohrer und Scheel ist es zu danken.
Dem von den alten Herausgebern vorgeschlagene Nachfolger Christian Demand ist alles Glück zu wünschen, den MERKUR auf dem gewohnten Niveau zu halten und den Zumutungen des Zeitgeistes die apollinische Stirn zu bieten.