Wie man eine schöne Stelle bekommt, besonders in einer Partei.
Wilhelm Busch
Die Teilung
Es hat einmal, so wird gesagt,
Der Löwe mit dem Wolf gejagt.
Da haben sie vereint erlegt
Ein Wildschwein, stark und gut gepflegt.
Doch als es ans Verteilen ging,
Dünkt das dem Wolf ein mißlich Ding.
Der Löwe sprach: »Was grübelst du?
Glaubst du, es geht nicht redlich zu?
Dort kommt der Fuchs, er mag entscheiden
Was jedem zukommt von uns beiden.«
»Gut«, sagt der Wolf, dem solch ein Freund
Als Richter gar nicht übel scheint.
Der Löwe winkt dem Fuchs sogleich:
»Herr Doktor, das ist was für Euch.
Hier dieses jüngst erlegte Schwein,
Bedenkt es wohl, ist mein und sein.
Ich faßt' es vorn, er griff es hinten;
Jetzt teilt es uns, doch ohne Finten.«
Der Fuchs war ein Jurist von Fach.
»Sehr einfach«, spricht er, »liegt die Sach
Das Vorderteil, ob viel, ob wenig,
Erhält mit Fug und Recht der König.
Dir aber, Vetter Isegrim,
Gebürt das Hinterteil. Da nimm!«
Bei diesem Wort trennt er genau
Das Schwänzlein hinten von der Sau.
Indes der Wolf verschmäht die Beute,
Verneigt sich kurz und geht beiseite.
»Fuchs«, sprach der Löwe, »bleibt bei mir
Von heut an seid Ihr Großwesir.«
Wenn man dann die schöne Stelle eingenommen hat, verfügt man über einen Zugang zum politischen Machthaber. Der Machthaber - daher der Name - besitzt Macht.
„Macht bedeutet jede Chance, innerhalb einer sozialen Beziehung den eigenen Willen auch gegen Widerstreben durchzusetzen, gleichviel, worauf diese Chance beruht.“
Max Weber, Wirtschaft und Gesellschaft S. 28, Wirtschaft und Gesellschaft (1922)
Quelle: https://beruhmte-zitate.de/autoren/max-weber/