- Ja, auch dieser rote Verführer meiner Jugend, Walter Jens:"Mit der Anamnese beginnen die Fragen. Im Spätherbst 2003 hat ihn sein phänomenales Erinnerungsvermögen zum ersten Mal verlassen. Er sei sich selber ein Rätsel geworden. Da geisterte die Karteikarte mit der Ordnungsnummer 9265911 durch die Medien, die seinen NSDAP-Eintritt im Sommer 1942 dokumentierte. Mein Vater war damals neunzehn Jahre. Warum hat er nie einen Ton gesagt? Hätte er daheim am Mittagstisch nicht wenigstens von der unstrittigen Mitgliedschaft im nationalsozialistischen Studentenbund erzählen können?... " Vaters Vergessen, FAZ 4.3. // Bei diesen 120%igen Gutmenschen kann man stets vermuten, daß sie eitle Heuchler sind, die kompensieren.
- Aus einem Briefwechsel etwa 2003: ' In der Zeit Nr. 42 fand ich einen Leserbrief zu dem Sattler-Artikel über Voegelin folgenden Inhalts: "Dank für Ihren Artikel über Eric Voegelin. Die Öffentlichkeit verdient es jedoch auch zu erfahren, dass 1933 bei Mohr in Tübingen ein Buch von Eric Voegelin, Privatdozent an der Universität Wien, mit dem Titel Rasse und Staat erschien. Voegelin vergleicht "Judentum" und "nordische Idee" und erklärt, das "Judentum" sei, verglichen mit der "positiv gewerteten Gemeinschaft ... ein Nichts" (207). Er spricht von der "Trennung der großen kulturschöpferischen nordischen Rasse von den anderen minder begabten" und dem "politischen Gegensatz der Rassen ... mit seiner Steigerung zu einem weltgeschichtlichen Kampf zwischen einem Prinzip des Guten und Bösen" (158f). 1933 wurden gewiss fanatischere Schriften zum Rassismus veröffentlicht. Aber Voegelins Anspruch, den Stephan Sattler wiederholt, er sei "dem Nationalsozialismus gegenüber resistent" geblieben, ist nicht glaubwürdig. Es ist wohl kein Zufall, dass Voegelins Buch Rasse und Staat in keiner seiner offiziellen Bibliografien auftaucht. Dabei ist es sehr leicht zugänglich, ausleihbar etwa in der Staats- und Universitätsbibliothek Hamburg. PROF. ULRICH STEINVORTH PHILOSOPHISCHES SEMINAR UNIVERSITÄT HAMBURG" '
Antwort WD: "Wenn man nicht gerade bei Elie Halevy (Die Ära der Tyranneien) studiert hat, wie Raymond Aron, oder bei Franz Oppenheimer (Der Staat), wie Ludwig Erhard, der denkt als junger Mann so, wie weltweit gedacht wurde; das kann man sich gut vorstellen, das lohnt kaum den Aufwand der Überprüfung; in Japan und China wird im Prinzip auch heute noch so gedacht.
Was hat ein junger Privatdozent schon zu sagen, wenn es nicht um einen engen Bereich geht, möglichst in der Physik. (Aber auch dort gibt es die Fälscher aus Ehrgeiz, siehe den Fall des begabten jungen dt. Physikers Schön an den Bell-Labs).
Ich kenne weder Steinvorth noch das angesprochene (Mach-)Werk, doch sind seinerzeit viele intelligente Menschen auf den Zeitgeist (Gabriel Tarde: Nachahmung ist das Grundgesetz sozialen Handelns) hereingefallen, man denke nur an Benn und Heidegger, die beide keine Opportunisten waren, an Gehlen und Freyer, warum nicht auch Voegelin. Zu beachten ist auch die verzögerte Persönlichkeitsreife durch die langen Schulzeiten bei Akademikern, die mitunter lebenslang anhält durch den Aufenthalt in akademischen Naturschutzgebieten.
Voegelin hat offenbar seinen geistigen Werdegang reflektiert, hat dazugelernt, vielleicht sehr schnell, ähnlich wie Benn (Heidegger blieb unbelehrbar), und stieß auf den omnipräsenten Hegel. Von dem ist es nicht weit zur Omnipotenz des Staates, wie die Nationalsozialisten ihn aufführten. Rassedenken ist übrigens nicht deckungsgleich mit dem Nationalsozialismus: Gobineau und Chamberlain als systematische Gründungsdenker des europäischen Antisemitismus, auch Carlyle, hatten ihre Zeit vor den Nazis. Die nationalen Sozialisten stellten nichts Neues dar, sie griffen auf, was weit verbreitet war. Wer in rasseähnlichen Kategorien dachte, konnte trotzdem ein Gegner der Nazis und persönlicher und demonstrativer Freund von Juden sein, wie Spengler. Andererseits dachte ein bedeutender jüdischer Historiker wie Hans Rothfels durchaus völkisch; die nat. Sozialisten beraubten ihn seines (Königsberger) Lehrstuhls, er emigrierte in die USA, kehrte 1948 zurück und führte seine akad. Karriere fort.
Steinvorths Argumentation ist also höchst unscharf und unsauber und wirft Dinge in einen Topf, die es in den unterschiedlichsten Erscheinungen gab. (Es wäre einmal zu bilanzieren, ob die Geisteswissenschaften weltweit seit Platon, dem Begründer strikter politischer Eugenik, mehr Unsinn oder mehr Unheil hervorgebracht haben.)
Eine Quelle des Denkens in kollektiven Pseudogemeinschaften wie Kasten, Klassen, Rassen, Nationen oder Völkern benennt Voegelin immerhin schon 1938 sehr klarsichtig:
„In der Haltung innerweltlicher Religiosität akzeptiert der Mensch diese Stellung (der innerweltlichen Kollektivexistenz, WD), er nimmt sich selbst als Werkzeug, als Hegelschen Maschinenteil des großen Ganzen, und unterwirft sich willig den technischen Mitteln, mit denen die Organisation des Kollektivums ihn eingliedert.“
Eric Voegelin, Die politischen Religionen, S. 54
(vgl. auch S. 13ff.)
Dienstag, 4. März 2008
Steuerkritiker Franz Konz im Gespräch
mi 6° s
Steuerpolitik
Steuerkritiker Franz Konz im Gespräch
„Der Staat beraubt seine Bürger“
Bestseller: Franz Konz' Steuertricks
03. März 2008 Im Buchhandel findet sich eine Palette von Ratgebern zum Thema Steuernsparen. Seit der Steueraffäre hat dieser Begriff freilich einen faden Beigeschmack erhalten. Franz Konz ficht das nicht an. Seine „legalen Steuertricks“ gehören seit zwei Jahrzehnten mit einer Auflange von inzwischen rund acht Millionen Stück zu den Bestsellern des Genres. Der 81 Jahre alte frühere Steuerinspektor schreibt unverdrossen gegen die - nach seiner Ansicht - „Raffgier“ des Staates an. Im Interview mit FAZ.NET sagt er, warum Steuerhinterziehung ein verständliches Vergehen ist und was die Steuerfahndung um sechs Uhr frühmorgens bei ihm angerichtet hat.
Herr Konz, mit dem Bestseller „1000 ganz legale Steuertricks“ empfehlen Sie sich den Deutschen seit 20 Jahren als Cheftrickser in Sachen Steuern. Haben Sie nicht Sorge, dass die Steuerfahnder einmal vor Ihrer Tür stehen könnten?
Die waren schon da, und das nicht nur einmal, sondern gleich dreimal.
Wie lief das ab? Mit einem Klingeln um sieben Uhr morgens wie bei Klaus Zumwinkel?
Die kamen nicht um sieben, sondern schon um sechs. Und verhielten sich nicht so vornehm wie in der Villa Zumwinkel. Vielmehr haben sie wie wahnsinnig gegen die Tür gepoltert und geschrieen: „Steuerfahndung, öffnen Sie sofort!“
Was Sie auch umgehend taten?
Ich schlafe nackt, musste mich also erst mal anziehen, während mir der Schreck noch in den Gliedern steckte. Dann stürmten zwei Polizeibeamte und drei Steuerfahnder nach oben, nahmen die Schränke auseinander, die ganze Wäsche fiel heraus, und sie warfen alles, was sie fanden, auf einen Haufen. Zwischendurch klopften sie ihre Zigaretten darauf ab – da kann man hundertmal sagen, bitte, ich bin Nichtraucher.
Solche Methoden sind doch wohl eher die Ausnahme.
In Bayern sind die Methoden noch rabiater: In einem Fall, der mir bekannt ist, stemmten Fahnder den Holzdielenboden mit einem Brecheisen auf. Es könnte sich darunter ja eine versteckte Buchführung befinden.
Der Autor Konz bekam dreimal Besuch von Steuerfahndern
Was sucht die Steuerfahndung bei Ihnen? Hinweise auf Liechtensteiner Stiftungen?
Ich werde als Steuerzahler hierzulande verfolgt wie kein anderer. Der Staat sieht mich als Staatsfeind Nummer eins an – obwohl ich die Steuertricks auch für die Beamten schreibe. Die können sich auch was verdienen. Bei mir stört sich der Fiskus vor allem daran, dass ich vor Jahren einen Verein gegründet habe, den „Bund für Gesundheit“ mit inzwischen 10.000 Mitgliedern. Mit diesem Bund will ich die Naturheilkunde und die Gesundheit der Menschen fördern. Damit ist der Verein ganz klar gemeinnützig und von der Steuer befreit.
Das Finanzamt sieht das anders?
Der Staat, in diesem Fall das Finanzamt Bergisch Gladbach, kommt ständig mit anderen Argumentationen, um meinem Verein die Gemeinnützigkeit zu versagen. Ich wundere mich schon selber, dass ich noch immer gute Laune habe.
Sie verdienen Ihr Geld mit Steuertricks. Ist das nach Zumwinkel noch politisch korrekt?
Politisch korrekt? Das interessiert mich nicht, bei dem, was sich Politiker heute leisten. Tatsache ist doch inzwischen: Der Staat schürt Angst. Der Staat trickst. Und der Staat vergeht sich an seinen eigenen Gesetzen.
Inwiefern?
Schauen Sie sich den Fall Zumwinkel an. Grundsätzlich muss das Steuergeheimnis gewahrt bleiben. Wenn nicht, verstößt das gegen die Abgabenordnung, Paragraph 30. Und der Staat verstößt gegen das Strafgesetzbuch, indem er eine verdienstvolle Persönlichkeit an den Pranger stellt und vorverurteilt – bevor überhaupt ein deutsches Gericht diesen Mann verurteilt hat. Da nimmt der Staat keine Rücksicht. Nur mit dem Ziel, von anderen Bürgern noch mehr Geld herauszupressen, weil die ein schlechtes Gewissen haben. Dabei sollte das schlechte Gewissen auf Seiten des Staates sein. Die Regierungspartei CDU vergisst, dass sie jahrzehntelang mit Hilfe liechtensteinischer Banken ihre Schwarzgelder weißgewaschen hat. Jetzt geht man hin und will Liechtenstein erpressen, einen kleinen demokratischen Staat . . .
. . . dem nicht nur Deutschland unfairen Steuerwettbewerb vorwirft . . .
. . . wo wir alle froh sein sollten, dass es noch einen Staat gibt, der so wirtschaftet, dass er den Nachkommen keinen Schuldenberg aufbürdet. Auf der anderen Seite nimmt sich Deutschland eines Diebes und Verräters an und bezahlt für dessen Vermögenslisten ein paar Millionen. Das ist Hehlerei und eines Staates unwürdig. Wie heißt es doch: Der größte Lump im ganzen Land – das ist der Denunziant.
Herr Konz, verstehen wir das richtig, dass Sie Steuerhinterziehung billigen?
Wenn Steuerzahlen ein Gesetz ist, muss man sich daran halten – sonst geht’s drunter und drüber. Man muss ebenfalls Zumwinkel vorwerfen, dass er sich als Mann der Öffentlichkeit daran nicht gehalten hat. Aber wir müssen auch sehen, dass im Gegensatz zu anderen Gesetzen die Steuergesetze keine sittliche Basis besitzen.
Keine sittliche Basis?
Es sind Gesetze, die früher die Raubritter aufgestellt haben, um gut leben zu können. Fürsten und Könige mussten ihre Mätressen und Gelage bezahlen. Und taten das mit dem Geld der Untertanen.
Noch mal: Ist Steuerhinterziehung also gut?
Es ist ein Vergehen, aber ein sehr verständliches. Es ist ein Schutz gegen die Beraubung durch den Staat. Der Staat besteuert nicht, er beraubt seine Bürger. Früher galt der Grundsatz: Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist. Das waren 10 Prozent. Heute nimmt der Staat bis zu 42 Prozent Einkommensteuer und dazu noch den Solidaritätszuschlag. Und zusätzlich kommt für jeden Bürger die Umsatzsteuer von 19 Prozent obendrauf. Der Staat nimmt von den Bürgern mehr, als sie selbst einnehmen, und langt dabei zweimal bei den Zinsen zu. Das ist eine unglaubliche Ungerechtigkeit.
Wollen Sie die Steuern abschaffen? Wer bezahlt dann Straßen, Schulen, Sozialhilfe?
Nein, aber es ist doch eine Frage der Höhe. Würde der Staat zehn Prozent des Einkommens fordern, würde gewiss jeder sagen, die bezahl ich gern. Da bin ich dabei und ein Partner des Staates.
Das reicht doch aber nicht für alle Ausgaben.
Es reicht deshalb nicht, weil das Geld nicht ordentlich verwaltet wird und die Steuerverschwendung riesig ist. Der Bundesrechnungshof ermittelt Jahr für Jahr um die 20 Milliarden, die von Beamten und Politikern rausgeworfen werden. Dafür wird keiner bestraft. Da sollte man erst mal anfangen. Außerdem habe ich schon vor Jahren in den „Steuertricks“ dargestellt, dass ein deutlich niedrigerer Steuersatz zu machen wäre. Vielleicht nicht zehn Prozent, aber 20 Prozent sind möglich.
Passt Ihr Steuermodell etwa auch auf einen Bierdeckel?
Ohne Problem. Alle werden gleich besteuert. Steuervergünstigungen und Subventionen werden gestrichen. Dafür müssen auch Großfirmen und Großkopfete Steuern zahlen, zudem Kirchen und Gewerkschaften, die bislang keinen Cent entrichten.
Gestern war Steuersparen Volkssport – auch angeheizt von Ihnen und Ihren Ratgebern. Heute, im Zeitalter der Selbstanzeigen und Moraldebatten, scheint man sich nicht mehr so recht zu trauen. Ändert sich das Steuerklima?
Das Klima ändert sich nicht. Das ist jetzt eine kleine Aufwallung. Ausgelöst von Neidhammeln und missgünstigen Menschen, die anderen keinen Erfolg gönnen, weil sie selbst erfolglos geblieben sind. Und da sind unsere Beamten, die den Fleißigen Knüppel zwischen die Beine werfen. Diese Leute haben jetzt Oberwasser. Aber es sind alles Heuchler.
Wirklich? Sie pflegen ein pessimistisches Menschenbild.
Ach wo. Jeder würde, wenn er die Gelegenheit hätte, sein Kapital nach Liechtenstein bringen oder in die Schweiz. Jeder wünscht sich doch ein Ferienhaus am Meer. Alle streben danach, vorwärts zu kommen. Und wenn der Staat das Geld verschwendet, sagt jeder: Da tu ich lieber was dafür, dass er nicht so viel verschwenden kann. Ich habe dem kleinen Steuerzahler in meinen Büchern gezeigt: Du kannst dabei an die Grenze gehen. Das ist nur legitim. Schließlich geht der Staat über die Grenze der eigenen Gesetze und der Moralität.
Ihre „Steuertricks“ haben inzwischen eine Auflage von acht Millionen Stück erreicht. Eigentlich müssten Sie froh sein über unser kompliziertes Steuersystem, das Sie reich gemacht hat.
Richtig, ich bin dadurch reich geworden, ich habe ein Bio-Haus bauen können, den „Bund für Gesundheit“ gegründet und Hunderttausende in dieses Projekt gesteckt. Ich habe das Geld in gutem Sinne verbraucht. Das tun die meisten Reichen. Sie geben die meisten Spenden und verhalten sich sehr sozial.
Der Vorschlag, alle Steuervergünstigen zu streichen, würde ihre Buchverkäufe einbrechen lassen. „Steuertricks“ braucht man dann ja nicht mehr.
Darum geht es nicht. Es geht darum, dass wir gerechte Verhältnisse bekommen. Und dass jeder gerne seine Steuern zahlt.
Das Gespräch führte Thiemo Heeg.
Text: F.A.Z., FAZ.NET 3.3.08
Steuerpolitik
Steuerkritiker Franz Konz im Gespräch
„Der Staat beraubt seine Bürger“
Bestseller: Franz Konz' Steuertricks
03. März 2008 Im Buchhandel findet sich eine Palette von Ratgebern zum Thema Steuernsparen. Seit der Steueraffäre hat dieser Begriff freilich einen faden Beigeschmack erhalten. Franz Konz ficht das nicht an. Seine „legalen Steuertricks“ gehören seit zwei Jahrzehnten mit einer Auflange von inzwischen rund acht Millionen Stück zu den Bestsellern des Genres. Der 81 Jahre alte frühere Steuerinspektor schreibt unverdrossen gegen die - nach seiner Ansicht - „Raffgier“ des Staates an. Im Interview mit FAZ.NET sagt er, warum Steuerhinterziehung ein verständliches Vergehen ist und was die Steuerfahndung um sechs Uhr frühmorgens bei ihm angerichtet hat.
Herr Konz, mit dem Bestseller „1000 ganz legale Steuertricks“ empfehlen Sie sich den Deutschen seit 20 Jahren als Cheftrickser in Sachen Steuern. Haben Sie nicht Sorge, dass die Steuerfahnder einmal vor Ihrer Tür stehen könnten?
Die waren schon da, und das nicht nur einmal, sondern gleich dreimal.
Wie lief das ab? Mit einem Klingeln um sieben Uhr morgens wie bei Klaus Zumwinkel?
Die kamen nicht um sieben, sondern schon um sechs. Und verhielten sich nicht so vornehm wie in der Villa Zumwinkel. Vielmehr haben sie wie wahnsinnig gegen die Tür gepoltert und geschrieen: „Steuerfahndung, öffnen Sie sofort!“
Was Sie auch umgehend taten?
Ich schlafe nackt, musste mich also erst mal anziehen, während mir der Schreck noch in den Gliedern steckte. Dann stürmten zwei Polizeibeamte und drei Steuerfahnder nach oben, nahmen die Schränke auseinander, die ganze Wäsche fiel heraus, und sie warfen alles, was sie fanden, auf einen Haufen. Zwischendurch klopften sie ihre Zigaretten darauf ab – da kann man hundertmal sagen, bitte, ich bin Nichtraucher.
Solche Methoden sind doch wohl eher die Ausnahme.
In Bayern sind die Methoden noch rabiater: In einem Fall, der mir bekannt ist, stemmten Fahnder den Holzdielenboden mit einem Brecheisen auf. Es könnte sich darunter ja eine versteckte Buchführung befinden.
Der Autor Konz bekam dreimal Besuch von Steuerfahndern
Was sucht die Steuerfahndung bei Ihnen? Hinweise auf Liechtensteiner Stiftungen?
Ich werde als Steuerzahler hierzulande verfolgt wie kein anderer. Der Staat sieht mich als Staatsfeind Nummer eins an – obwohl ich die Steuertricks auch für die Beamten schreibe. Die können sich auch was verdienen. Bei mir stört sich der Fiskus vor allem daran, dass ich vor Jahren einen Verein gegründet habe, den „Bund für Gesundheit“ mit inzwischen 10.000 Mitgliedern. Mit diesem Bund will ich die Naturheilkunde und die Gesundheit der Menschen fördern. Damit ist der Verein ganz klar gemeinnützig und von der Steuer befreit.
Das Finanzamt sieht das anders?
Der Staat, in diesem Fall das Finanzamt Bergisch Gladbach, kommt ständig mit anderen Argumentationen, um meinem Verein die Gemeinnützigkeit zu versagen. Ich wundere mich schon selber, dass ich noch immer gute Laune habe.
Sie verdienen Ihr Geld mit Steuertricks. Ist das nach Zumwinkel noch politisch korrekt?
Politisch korrekt? Das interessiert mich nicht, bei dem, was sich Politiker heute leisten. Tatsache ist doch inzwischen: Der Staat schürt Angst. Der Staat trickst. Und der Staat vergeht sich an seinen eigenen Gesetzen.
Inwiefern?
Schauen Sie sich den Fall Zumwinkel an. Grundsätzlich muss das Steuergeheimnis gewahrt bleiben. Wenn nicht, verstößt das gegen die Abgabenordnung, Paragraph 30. Und der Staat verstößt gegen das Strafgesetzbuch, indem er eine verdienstvolle Persönlichkeit an den Pranger stellt und vorverurteilt – bevor überhaupt ein deutsches Gericht diesen Mann verurteilt hat. Da nimmt der Staat keine Rücksicht. Nur mit dem Ziel, von anderen Bürgern noch mehr Geld herauszupressen, weil die ein schlechtes Gewissen haben. Dabei sollte das schlechte Gewissen auf Seiten des Staates sein. Die Regierungspartei CDU vergisst, dass sie jahrzehntelang mit Hilfe liechtensteinischer Banken ihre Schwarzgelder weißgewaschen hat. Jetzt geht man hin und will Liechtenstein erpressen, einen kleinen demokratischen Staat . . .
. . . dem nicht nur Deutschland unfairen Steuerwettbewerb vorwirft . . .
. . . wo wir alle froh sein sollten, dass es noch einen Staat gibt, der so wirtschaftet, dass er den Nachkommen keinen Schuldenberg aufbürdet. Auf der anderen Seite nimmt sich Deutschland eines Diebes und Verräters an und bezahlt für dessen Vermögenslisten ein paar Millionen. Das ist Hehlerei und eines Staates unwürdig. Wie heißt es doch: Der größte Lump im ganzen Land – das ist der Denunziant.
Herr Konz, verstehen wir das richtig, dass Sie Steuerhinterziehung billigen?
Wenn Steuerzahlen ein Gesetz ist, muss man sich daran halten – sonst geht’s drunter und drüber. Man muss ebenfalls Zumwinkel vorwerfen, dass er sich als Mann der Öffentlichkeit daran nicht gehalten hat. Aber wir müssen auch sehen, dass im Gegensatz zu anderen Gesetzen die Steuergesetze keine sittliche Basis besitzen.
Keine sittliche Basis?
Es sind Gesetze, die früher die Raubritter aufgestellt haben, um gut leben zu können. Fürsten und Könige mussten ihre Mätressen und Gelage bezahlen. Und taten das mit dem Geld der Untertanen.
Noch mal: Ist Steuerhinterziehung also gut?
Es ist ein Vergehen, aber ein sehr verständliches. Es ist ein Schutz gegen die Beraubung durch den Staat. Der Staat besteuert nicht, er beraubt seine Bürger. Früher galt der Grundsatz: Gebt dem Kaiser, was des Kaisers ist. Das waren 10 Prozent. Heute nimmt der Staat bis zu 42 Prozent Einkommensteuer und dazu noch den Solidaritätszuschlag. Und zusätzlich kommt für jeden Bürger die Umsatzsteuer von 19 Prozent obendrauf. Der Staat nimmt von den Bürgern mehr, als sie selbst einnehmen, und langt dabei zweimal bei den Zinsen zu. Das ist eine unglaubliche Ungerechtigkeit.
Wollen Sie die Steuern abschaffen? Wer bezahlt dann Straßen, Schulen, Sozialhilfe?
Nein, aber es ist doch eine Frage der Höhe. Würde der Staat zehn Prozent des Einkommens fordern, würde gewiss jeder sagen, die bezahl ich gern. Da bin ich dabei und ein Partner des Staates.
Das reicht doch aber nicht für alle Ausgaben.
Es reicht deshalb nicht, weil das Geld nicht ordentlich verwaltet wird und die Steuerverschwendung riesig ist. Der Bundesrechnungshof ermittelt Jahr für Jahr um die 20 Milliarden, die von Beamten und Politikern rausgeworfen werden. Dafür wird keiner bestraft. Da sollte man erst mal anfangen. Außerdem habe ich schon vor Jahren in den „Steuertricks“ dargestellt, dass ein deutlich niedrigerer Steuersatz zu machen wäre. Vielleicht nicht zehn Prozent, aber 20 Prozent sind möglich.
Passt Ihr Steuermodell etwa auch auf einen Bierdeckel?
Ohne Problem. Alle werden gleich besteuert. Steuervergünstigungen und Subventionen werden gestrichen. Dafür müssen auch Großfirmen und Großkopfete Steuern zahlen, zudem Kirchen und Gewerkschaften, die bislang keinen Cent entrichten.
Gestern war Steuersparen Volkssport – auch angeheizt von Ihnen und Ihren Ratgebern. Heute, im Zeitalter der Selbstanzeigen und Moraldebatten, scheint man sich nicht mehr so recht zu trauen. Ändert sich das Steuerklima?
Das Klima ändert sich nicht. Das ist jetzt eine kleine Aufwallung. Ausgelöst von Neidhammeln und missgünstigen Menschen, die anderen keinen Erfolg gönnen, weil sie selbst erfolglos geblieben sind. Und da sind unsere Beamten, die den Fleißigen Knüppel zwischen die Beine werfen. Diese Leute haben jetzt Oberwasser. Aber es sind alles Heuchler.
Wirklich? Sie pflegen ein pessimistisches Menschenbild.
Ach wo. Jeder würde, wenn er die Gelegenheit hätte, sein Kapital nach Liechtenstein bringen oder in die Schweiz. Jeder wünscht sich doch ein Ferienhaus am Meer. Alle streben danach, vorwärts zu kommen. Und wenn der Staat das Geld verschwendet, sagt jeder: Da tu ich lieber was dafür, dass er nicht so viel verschwenden kann. Ich habe dem kleinen Steuerzahler in meinen Büchern gezeigt: Du kannst dabei an die Grenze gehen. Das ist nur legitim. Schließlich geht der Staat über die Grenze der eigenen Gesetze und der Moralität.
Ihre „Steuertricks“ haben inzwischen eine Auflage von acht Millionen Stück erreicht. Eigentlich müssten Sie froh sein über unser kompliziertes Steuersystem, das Sie reich gemacht hat.
Richtig, ich bin dadurch reich geworden, ich habe ein Bio-Haus bauen können, den „Bund für Gesundheit“ gegründet und Hunderttausende in dieses Projekt gesteckt. Ich habe das Geld in gutem Sinne verbraucht. Das tun die meisten Reichen. Sie geben die meisten Spenden und verhalten sich sehr sozial.
Der Vorschlag, alle Steuervergünstigen zu streichen, würde ihre Buchverkäufe einbrechen lassen. „Steuertricks“ braucht man dann ja nicht mehr.
Darum geht es nicht. Es geht darum, dass wir gerechte Verhältnisse bekommen. Und dass jeder gerne seine Steuern zahlt.
Das Gespräch führte Thiemo Heeg.
Text: F.A.Z., FAZ.NET 3.3.08
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