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- Kollektiverziehung im Säuglingsalter
Der Autor Ihrer Leitglosse "Verdrängt" (F.A.Z. vom 23. August) irrt, wenn er meint, dass es keine Untersuchungen bezüglich der Kollektiverziehung im Säuglingsalter und vermehrter Kriminalität im späteren Leben gibt. Bereits in dem klassischen Buch des Pädiaters John Bowlby "Maternal Care and Mental Health", dessen Publikation auf einen Beschluss der Sozialkommission der Vereinten Nationen zurückging und fast 160 Literaturstellen angelsächsischer psychologischer Literatur enthält, führte Bowlby die Schäden der Säuglinge in der Massenpflege auf den Mangel an mütterlicher Zuwendung zurück und prägte deshalb den Begriff "Maternal Deprivation".
Auch in der Krippe gab es Bindungsverhalten, aber nur für einzelne Kinder, die sehr hübsch waren oder sich durch aktives Benehmen gegenüber ihren Betreuerinnen auszeichneten. Die eigentliche Ursache liegt aber darin, dass wir lernen müssen, dass das Säuglingsalter eine für das ganze Leben prägende Phase ist und dass dabei das Bindungsverhalten zwischen Mutter und Kind eine überragende Bedeutung hat.
Gemeinsam mit Herrn Privatdozent Dr. Brisch veranstalte ich seit Jahren Anfang Dezember ein Symposion in München, in dem die verschiedenen Probleme des Bindungsverhaltens international dargestellt werden. Ich selbst hatte zu dieser Frage Doktoranden beauftragt, im Jugendamt einmal nachzuschauen, ob Zusammenhänge zwischen frühkindlicher Betreuung und Kriminalität und anderen pathologischen Auffälligkeiten bestehen. Die Durchsicht von Zehntausenden von Akten hat aber ergeben, dass die Eintragungen in den Akten an dem Tag beginnen, an dem der Jugendliche auffällig wird. Es ist also auch Fachleuten offenbar zu wenig bekannt, dass Zusammenhänge bestehen zwischen dem Bindungsverhalten in der frühen Kindheit und späterer Kriminalität.
Ich selbst habe bereits 1964 in meinem Buch über "Kindliche Entwicklung und Sozialumwelt" geschrieben, dass es dringend notwendig sei, der persönlichen Pflege des jungen Säuglings mehr Beachtung zu schenken. Dies setzt aber voraus, dass die zunehmende außerhäusliche Arbeit der Mutter - gemeint ist hier ausschließlich Mütter-, nicht etwa Frauenarbeit - eingeschränkt wird. Wörtlich habe ich festgehalten: "In allen Menschheitsgenerationen hat das mutterlose Kind ein besonderes Mitgefühl in der Gesellschaft gefunden. Erst dem Jahrhundert des Kindes blieb es vorbehalten, dass viele Kleinkinder, auch wenn sie Eltern haben, das Leben von Waisenkindern führen müssen. Ein solcher Missstand lässt sich meines Erachtens entsprechend den Spielregeln unserer Wirtschaft nur beheben, wenn die innerhäusliche Arbeit der Mutter etwa wie in Österreich oder Frankreich entlohnt wird. Andernfalls zahlt die Gesellschaft in Fürsorge und Strafvollzug nach, was sie durch die Erwerbstätigkeit der Mütter zu verdienen glaubt."
Prof. Dr. Theodor Hellbrügge, München Briefe an die Herausgeber FAZ, 10.09.2007, Nr. 210, S. 15
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Richard Dawkins schwingt das Schwert des Naturalismus und missioniert für die atheistische Sache
Wie wir seit der Erstveröffentlichung dieses Buches im Amerikanischen wissen, hält Richard Dawkins es nicht mit der Religion. Er ist, im Gegenteil, ... "
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