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- "Die unteren Schichten fallen ab"
Intelligenz-Forscher Lehrl über Dummheit durch Nichtstun und Training für den menschlichen Arbeitsspeicher
von Uli Kulke
Siegfried Lehrl, Akademischer Direktor an der Psychiatrischen Klinik der Universität Erlangen-Nürnberg, ist Experte für Intelligenz-, Gedächtnis- und Demenzforschung. Der Medizinpsychologe hat auch zahlreiche populärwissenschaftliche Bücher mit Tips zum Gehirntraining verfaßt. Mit ihm sprach Ulli Kulke.
Die Welt: Die Intelligenz unserer Gesellschaft sinkt. Verdummen wir?
Siegfried Lehrl: Diese Tendenz fällt seit 1999 auf. Intelligenztests unter Schülern zeigten, daß deren geistige Fähigkeiten nicht mehr an die Jahrgänge zuvor herankamen.
Die Welt: Bis in die neunziger Jahre hinein stieg unser IQ. Haben wir ein ausreichendes Polster?
Lehrl: Der Anstieg war kontinuierlich seit den ersten IQ-Tests 1917. Pro Jahrzehnt verbesserten sich die Menschen im Durchschnitt um drei IQ-Punkte. Zwischen 1954 und 1981 sogar insgesamt um 17 Punkte. Aus heutiger Sicht müßten wir eigentlich sagen: Unsere Groß- und Urgroßeltern standen auf dem Niveau von Schwachsinnigen. Ausschlaggebend dafür war weniger das Wissen, die sogenannte kristallisierte, sondern die "fluide Intelligenz", das Kombinationsvermögen.
Die Welt: Sind Kinder von heute klüger als Oma und Opa damals?
Lehrl: Die Großeltern hatten etwa das Niveau eines heutigen Zehnjährigen, obwohl der Vergleich schwierig ist.
Die Welt: Wie konnten sie so leben?
Lehrl: Wir sprechen von Durchschnittswerten. Die Werte einzelner waren auch damals sehr unterschiedlich. Menschen leben stets in Gruppen, und die Anführer zeigen meist eine höhere Intelligenz, verstehen die Gesamtsituation besser, können besser abstrahieren. ...
www.welt.de/data/2006/01/04/826392.html
4. Jan. 2006
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