mo 0° Ein laues Lüftchen weht: mi 12°
- Islamkonferenz : "Sie wollen ein anderes Deutschland
Auf der Islamkonferenz prallen gegensätzliche Positionen zu Demokratie, Islam und Moderne aufeinander. Necla Kelek verteidigt den säkularen Staat gegen die Islamverbände.
Lieber Herr Alboga, lieber Herr Köhler, lieber Herr Kizilkaya und lieber Herr Yilmaz vom "Koordinierungsrat der Muslime", Ihre beständigen Angriffe auf uns, die säkularen Muslime, Ihre andauernde Negation unseres Muslimseins, Ihre unsägliche Taktiererei, Ihr auf nichts gründender Hochmut haben uns gezeigt, dass mit Ihnen kein Staat zu machen ist. Jedenfalls keiner, der unseren Vorstellungen von Demokratie und Säkularität entspricht. Wir haben Ihnen und Ihren Verbänden viel zu lange die Deutungshoheit überlassen, was muslimisches Leben in Deutschland ist.
Ich spreche hier als Unabhängige, als säkulare Muslimin, aber ich weiß, dass viele Menschen, in diesem Plenum und anderswo, derselben oder ähnlicher Meinung sind. Ich erlaube mir deshalb, einige Feststellungen im Plural zu treffen.
Die Vertreter des "Koordinierungsrates der Muslime" (KRM) haben während der letzten anderthalb Jahre nichts Substantielles zur Debatte über unser Verfassungs- oder Werteverhältnis beigetragen. Kein Islamgelehrter dieser Seite trat auf, um sein Verständnis von Islam und Demokratie darzulegen. Es war ernüchternd, feststellen zu müssen, dass der organisierte Islam in Deutschland offenbar nicht in der Lage oder willens ist, solche Fragen zu erörtern, sondern immer nur bekundete, was der Islam alles nicht ist. Es macht den Eindruck, dass die Verbandsfunktionäre diese Islamkonferenz als einen Ort ansehen, wo sie einen Vertrag über das ungestörte religiöse Leben der Muslime und ihre staatliche Anerkennung aushandeln können. Aber wir sind in dieser Konferenz zum Glück nicht auf einem Bazar, auf dem die Bundesrepublik und ihre Werteordnung zur Debatte stehen.
Ich möchte hier, stellvertretend für die nichtorganisierten Muslime in diesem Land, sagen, dass wir es Ihnen nicht länger überlassen, in der Öffentlichkeit zu vertreten, wie und was der Islam in diesem Land sein kann. Mit Ihnen, das ist die Konsequenz der letzten dreißig Sitzungen der Arbeitsgruppen, scheint es keinen Konsens geben zu können. Sie wollen offenbar ein anderes Deutschland als wir. ..." FAZ 13.3. // Diese Frau verdient großen Respekt!
- Islamkonferenz : "Es geht um alles, was Europas Freiheit ist. Von Regina Mönch. ... In dieser Zeitung hat der Islamwissenschaftler Tilman Nagel, Teilnehmer der Islamkonferenz, vor kurzem einige dieser Bruchstellen aufgezeigt und die Fragwürdigkeit des Anspruchs der von den Verbänden beanspruchten Deutungshoheit in Sachen des Glaubens, aber auch der Politik, Kultur und des alltäglichen Lebens benannt. Auch Nagel vermisst in der halböffentlichen Auseinandersetzung nicht nur eine vergleichbar genauso lautstarke Interessenvertretung Zehntausender säkularer Muslime, sondern auch eine „sachbezogene selbstkritische Reflexion“ des traditionellen Islams. Diese Reflexion ist aber die Grundlage der europäischen Kultur
Wenn anderthalb Jahre verständnisvoller Defensive des Staates die Islamkonferenz lediglich von Konflikt zu Konflikt treiben, die Öffentlichkeit aber gar nicht oder nur sehr bruchstückhaft darüber informiert wird, muss man fragen, ob ein Konsens überhaupt das Ziel sein sollte. Es gibt mit doktrinären Funktionären aller Couleur keinen glaubwürdigen Konsens, sondern bestenfalls ein Bekenntnis zum Dissens, zur kulturellen Differenz. Sonst geben wir unsere Identität auf.
Es geht nicht um ein inter-, multi- oder transkulturelles Zusammenleben mit politischen Islamverbänden, sondern um alles, was uns wichtig ist. Und zumindest die Scharia-Verbände haben das realisiert. Das darf nicht länger hinter verschlossenen Türen verhandelt werden - wir wissen über die Arbeit der Geheimdienste mehr als über die klandestinen Ziele der Islamverbände. Wir brauchen einen breiten öffentlichen Diskurs über das Verhältnis von Staat und Religionen, von Freiheits- und Gleichheitsrechten und über unser Selbstverständnis - also über alles, was Europas Freiheit ist." F.A.Z., 13.03.2008, Nr. 62 / Seite 35
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen