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- Ein Schulfach Wirtschaft ist nötig
Zu den Berichten über das sogenannte Turbo-Abitur in Ihrer Zeitung: Mit Wirtschaft haben wir alle zu tun, ob wir wollen oder nicht. Wirtschaftliche Fragen und Probleme stellen sich jedem, ein Leben lang. Warum steigen und fallen die Preise? Warum sind viele arbeitslos? Ist die Globalisierung schuld daran? Ist ein Mindestlohn nicht vernünftig? Warum verdienen manche so viel und viele so wenig? Warum redet man in den Familien so wenig über Geld? Wer die Schule abgeschlossen hat und ins Berufsleben tritt, kann die meisten dieser Fragen nicht beantworten oder nur unzureichend. Es fehlt vielfach das Wissen über die Grundlagen und Zusammenhänge wirtschaftlicher Themen. Und das ist auch kein Wunder, es gibt kein Schulfach Wirtschaft, obwohl es doch alle betrifft.
In der Schule sollen die Kinder lesen, schreiben und rechnen lernen, das ist unbestritten. Deutsch und Mathematik sind daher die wichtigsten Schulfächer. Die Kinder sollen fürs Leben lernen. Und was lernen sie? Sie lernen Fremdsprachen (nützlich), sie lernen Erdkunde und Geschichte (gut), Naturwissenschaften (oft zu wenig), sie treiben Sport (auch zu wenig) und werden sogar mit Musik und Kunst bekanntgemacht. Aber Wirtschaft fehlt. Von Wirtschaft (und Recht) lernen sie kaum etwas, oft gar nichts, in jedem Fall viel zu wenig. Dabei kommen wirtschaftliche Fragen und Probleme in jedem Leben vor, immer wieder. Auf dieses Leben werden die Schüler nicht vorbereitet.
Wirtschaftswissen gehört zum unentbehrlichen Rüstzeug in der heutigen Welt und sollte deshalb zur Allgemeinbildung gehören, die von der Schule an alle Schüler vermittelt wird. Dazu ist ein eigenes Schulfach nötig, denn es reicht überhaupt nicht aus, wenn mal in einem angrenzenden Fach ein Wirtschaftsthema behandelt wird. Das Thema Wirtschaft wird im Schulbetrieb auch erst wirklich ernst genommen, wenn es ein eigenes Fach ist, das Gewicht hat.
Die Wirtschaft ist als Thema sehr vielseitig, überaus reizvoll und voller interessanter und anspruchsvoller Fragen. Da gibt es Lernstoff genug für die jungen Schüler und Schülerinnen wie für die mittleren und oberen Klassen.
WOLFRAM KLITZSCH, Calw Text: F.A.Z., 20.03.2008, Nr. 68 / Seite 43a
// // "Selbst wenn noch eine lange Lebensdauer übrigbliebe,
müßte man sie sparsam aufteilen, damit sie für
notwendige Dinge ausreiche: Doch welch ein Wahnsinn
ist es nun, Überflüssiges zu lernen bei diesem großen
Zeitmangel! Leb wohl!" (Briefe an Lucilius, 49. Brief, Seneca)
Ökonomie zählt nun wirklich nicht zu den überflüssigen Fächern, soll es nicht heißen: Nicht für das Leben, für die Schule lernen wir. (Seneca, ebda.) Und das Leben als knappes Gut will umfassend bewirtschaftet sein, soll es gelingen. Die Schule kann dazu vor allem durch Verkürzung der Schulzeit beitragen, denn sie hält vom realen Leben ab, aber auch durch Fokussierung auf Lebenswichtiges: Biologie, Physik, Chemie, Ökonomie, Praktische Philosophie. Die Naturwissenschaften lassen sich übrigens in zwei Arten von Kursen anbieten: Mit und ohne Zahlen, je nach Wunsch und Begabungstyp.
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