Montag, 21. Juli 2008

PRIVATGELD, Polleit

PRIVATGELD
Der Charme privaten Geldes
Von Thorsten Polleit

Erst mit der Verwendung von gutem Geld lassen sich die Wohlstandspotentiale des freien Marktes ausschöpfen. Schlechtes, also inflationäres Geld ist hingegen ein kollektives Übel. Es zerschneidet die zwischenmenschlichen Bande, macht die Bürger empfänglich für freiheitsfeindliche Politikangebote. Wie aber lässt sich gutes Geld schaffen und bewahren? Geld hat sich, so der österreichische Ökonom Carl Menger, spontan entwickelt, als Ergebnis der schöpferischen Kraft des Marktes, ohne staatliches Dazutun. Über Jahrhunderte und Kulturkreise hinweg waren es vor allem Gold und Silber, die sich als frei gewählte Tauschmittel erfolgreich durchsetzten.

Mittlerweile haben sich jedoch die Staaten das Geldangebotsmonopol angeeignet. Knappes Edelmetall wurde durch beliebig vermehrbares Papier ersetzt. Die Erfahrungen mit diesem Regime sind alles andere als gut, denn immer wieder zerstörten die Regierungen das Geld. So schrieb etwa Friedrich August von Hayek, die Geschichte des staatlichen Geldes sei, mit der Ausnahme einiger kurzer Episoden, eine Geschichte von Lug und Trug.

Hayeks Urteil sollte aufhorchen lassen. Die Kreditkrise, die mit Zahlungsausfällen im amerikanischen Hypothekenkreditmarkt ihren Anfang genommen hat, hat die Fehlkonstruktion des staatlich kontrollierten Geldes offengelegt: Geld wird hier durch Kreditvergabe "geschöpft", und das Auftürmen von immer mehr Kredit manövriert die Volkswirtschaften zusehends in die Überschuldung, an deren Ende eine große Inflation stehen könnte.

Die Kreditkrise zeigt, dass das staatliche Papiergeldsystem dringend reformbedürftig ist. Kosmetische Änderungen - wie ein Verschärfen der Finanzaufsicht und ein Begrenzen der Risikogeschäfte der Geschäftsbanken - gehen an der Krisenursache vorbei. Denn es sind letztlich Politikfehler und Missbrauch der Notenpresse, die monetäre Krisen provozieren und in Inflation enden. Sie lassen sich beim staatlichen Geld nicht ausschalten.

Ein vielversprechender Reformweg wäre etwa das Privatisieren des Geldes. In einem ersten Schritt werden die Geldmengen mit einem festen Umtauschverhältnis zum Gold, das noch in den Kellern der Zentralbanken lagert, fixiert, und gleichzeitig erhalten Geldhalter das Recht, ihre Bankguthaben jederzeit in Gold umtauschen zu können. In einem zweiten Schritt wird das Geldsystem privatisiert. Geschäftsbanken ist es von da ab möglich, eigenes Geld anzubieten ("Free Banking"). Der Wettbewerb um das beste Geld würde vermutlich dafür sorgen, dass das gute Geld eines ist, das durch ein knappes Gut - Gold oder Silber oder beides ("Bimetallismus") - gedeckt ist.

Die Krisenanfälligkeit des staatlichen Geldsystems, die immer größere Dosen von freiheitsfeindlichen Staatseingriffen nach sich zieht, würde vermindert. Freies Marktgeld ist vermutlich die beste Versicherung gegen die Folgen der Willkürlichkeit des staatlichen Papiergeldmonopols, die immer wieder in großer Inflation geendet hat und die auch aktuell wieder das gute Geld bedroht.
Der Autor ist Chefvolkswirt bei Barclays Capital. Text: F.A.Z., 21.07.2008 / S. 22
// Man muß immer wieder darüber nachdenken, so unwahrscheinlich es klingt. Dank an Polleit für den Mut, eine Position zu formulieren, die seine Anstellung belasten könnte.

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