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- "... Die Freiheiten der Kapitalmärkte der Politik opfern?
Man erinnert sich doch wohl, dass am Anfang dieser Kapitalmarktkrise die „subprime-crisis“ in Amerika stand. Da war der auslösende Akteur „der Staat“: hier als Dreieinigkeit des Präsidenten, der Treasury und der Notenbank. Es sollte Gutes für das Volk getan werden; das heißt, es sollten sozial attraktive Konditionen für den Wohnungsbau geschaffen werden. Und es sollten die günstigen Darlehen marktgängig gehalten werden, damit die Wohnungsbauwelle nicht zu klein geriet. So wurde die Fed gedrängt, den Geldhahn zu öffnen. Die Banken wurden nachdrücklich gebeten, sich dem sozialen Anliegen in den Konditionen nicht zu versperren. Und das „Markt“-Duo Freddie und Fannie wurde angewiesen, die Wohnungsbaukredite zu kaufen und verbrieft in ihren Bestand zu nehmen, damit eine politisch gewollte Marktverzerrung nicht erkennbar werde. Auf einem unpolitisierten Markt für den Handel mit Kapital wäre das nicht möglich gewesen. Diese politische Manipulation war aber der Keim einer Kapitalmarktkrise, die vor ihrem Entstehen von keinem Kreditsachverständigen vorhergesagt worden wäre.
Der Markt mag für manche Schlitzohrigkeit und für manche rechnerische Fehlleistung gut sein: was – wie sich alsbald zeigte – dem Weltkapitalmarkt durch diese politisch erzeugte „subprime-crisis“ angetan wurde, schafft aber nicht mal ein gelegentliches Marktversagen. Und vor dem Hintergrund dieser Erfahrung soll allen Ernstes erwogen werden, die Freiheiten der Kapitalmärkte den dilettantischen und zum Teil auch gewissenlosen Herumfuhrwerkereien der Politik zu opfern?
Schierer Unfug
Nein: Die These, die Privatheit der Kapitalmärkte gefährde die Weltwirtschaft, ist schierer Unfug. Wie keine andere Marktkategorie sichern die Kapitalmärkte die Rechenhaftigkeit des Wirtschaftens in Raum und Zeit. Man muss sie allerdings ihre Arbeit tun lassen. Politisch bestellte Zinsen und mafiös privilegierte Freddies und Fannies sind nicht nur wie Sand im Rechenwerk der Kapitalmärkte. Sie setzen – wie von der Politik unausgesprochen gewünscht – jede nichtkorrumpierbare Rechenhaftigkeit außer Kraft. Die Bürger der freien Ökonomien der Welt wären verrückt, wenn sie ihre Kapitalmärkte politisieren ließen.
Politiker, die nicht einmal mit der steuerlichen Pendlerpauschale umgehen können, sollen den Ökonomen und Finanzfachleuten nicht erzählen, wie sich die Freiheit der Kapitalbewegungen mit möglichst verlässlicher Sicherheit der Kalkulation verbinden lässt. Die Antwort ist übrigens einfach: Die statistische Kalkulierbarkeit kommt von der Freiheit der Einzelfälle.
Das ist der Kern des Suchprozesses, der die Marktwirtschaft auszeichnet. Dieser Prozess braucht einen unpolitisierten Kapitalmarkt. Und ein solcher Kapitalmarkt gehört daher zu einer guten Ordnung der Wirtschaft.
Der Autor ist Vorsitzender der Ludwig-Erhard-Stiftung." Hans Barbier, Dünne Tünche, FAZ 26.9.
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