Freitag, 10. Juli 2009

"Macht kaputt, was euch kaputt macht"




Zweimal sozialer Wohnungsbau in Leipzig-Reudnitz: Links die Meyer´schen Häuser aus dem Kaiserreich (Eingangstor Hofer Straße der Anlage), rechts aus der Weimarer Republik (Seckendorffstraße umben. Fritz-Hanschmann-Straße, s.u.; die Häuser sind nach der Renovierung nach dem Zusammenbruch der SED-Diktatur kaum wiederzuerkennen, 1956 bröckelten die völlig verschmutzten Fassaden)

Da haben wir ihn wieder, den grün angestrichenen Winter: 12-13°C Schauer; im Dutzend ziehen die Nacktschnecken durch das Gras.

- Geburtstag Calvin : ' Der Pastor und Theologe Henry Babel, bis vor kurzem sein Nachfolger auf der Kanzel der Genfer Kathedrale, hat sich stets gegen die Einschätzung gewehrt, Jean Calvin sei der Vater des Kapitalismus: „Die ersten Calvinisten waren keine Bankiers. Was den Reichtum Genfs ausgemacht hat, ist Calvins Lob des Sparens und sein Kampf gegen die überflüssigen Vergnügungen. Er ließ die Leute arbeiten und schaffte viele Feiertage ab. Das hat sich wirtschaftlich bezahlt gemacht.“ '

- "Macht kaputt, was euch kaputt macht" (Rio Reiser) oder der PROZESS DER ZIVILISATION (Elias): "Abgebrannt: Ihren Einstand in Berlin hatten sich die Hamburgerinnen Lisa B., 28, und Gyde S., 26, anders vorgestellt. Als die beiden jungen Ärztinnen am Morgen nach dem Umzug aufstanden, war der Lkw mit ihrer gesamten Habe abgefackelt. Der wohl entscheidende „Fehler“ der Neu-Berlinerinnen: Sie hatten für den Umzug den Laster einer befreundeten Catering-Firma geliehen. Im Szene-Viertel Friedrichshain, so vermutet die Polizei, muss das Auto militanten Linksradikalen als Feindobjekt erschienen sein." Focus 36/08 // War das vielleicht in der Mühsamstraße, die sich ja im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg befindet?

- "Macht kaputt" oder der PROZESS DER ZIVILISATION:
Erich Mühsam: Der Revoluzzer
Der deutschen Sozialdemokratie gewidmet

War einmal ein Revoluzzer,
Im Zivilstand Lampenputzer;
Ging im Revoluzzerschritt
Mit den Revoluzzern mit.

Und er schrie: 'Ich revolüzze!'
Und die Revoluzzermütze
Schob er auf das linke Ohr,
Kam sich höchst gefährlich vor.

Doch die Revoluzzer schritten
Mitten in der Straßen Mitten,
Wo er sonst unverdrutzt
Alle Gaslaternen putzt.

Sie vom Boden zu entfernen,
Rupfte man die Gaslaternen
Aus dem Straßenpflaster aus,
Zwecks des Barrikadenbaus.

Aber unser Revoluzzer
Schrie:'Ich bin der Lampenputzer
Dieses guten Leuchtelichts.
Bitte, bitte, tut ihm nichts!

Wenn wir ihn' das Licht ausdrehen,
Kann kein Bürger nichts mehr sehen,
Laßt die Lampen stehen, ich bitt!
Denn sonst spiel ich nicht mehr mit!'

Doch die Revoluzzer lachten,
Und die Gaslaternen krachten,
Und der Lampenputzer schlich
Fort und weinte bitterlich.

Dann ist er zu Haus geblieben
Und hat dort ein Buch geschrieben:
Nämlich wie man revoluzzt
Und dabei doch Lampen putzt.

So klug wie sein Lampenputzer war der fanatische Phantast Mühsam nicht, er gehörte zu den Totengräbern der Weimarer Demokratie, was er schmerzlich erfahren mußte, als er seinen Kollegen von der anderen Seite der Barrikade in die Hände fiel. Auch seine Frau war so verblendet, den Wert der bürgerlichen Demokratie zu verachten, sie emigrierte vor den braunen Revoluzzern zu den roten Revoluzzern nach Moskau, wo sie verhaftet wurde und im Gulag verschwand. 1956 wollten die Moskauer Genossen sie in die Ost-Berliner Diktatur abschieben, die aber zunächst ablehnte.

- "Macht kaputt" oder der PROZESS DER ZIVILISATION:
Die drei Schläger von München sind alle vorbestraft
Verschlechterter Gesundheitszustand des Opfers
Die drei Schüler eines 10. Schuljahres in Küsnacht, die Dienstagnacht auf der Abschlussreise in München einen Passanten schwer verletzt haben, sind alle vorbestraft. Ihnen drohen mehrjährige Freiheitsstrafen, die, anders als in der Schweiz, in einem geschlossenen Gefängnis vollzogen werden. Derweil hat sich der Zustand des Opfers verschlechtert.
slz./-yr. Die drei 16-jährigen Jugendlichen, die in Küsnacht die Weiterbildungs- und Berufswahlschule besuchen und diese Woche während der Abschlussreise in München einen unbeteiligten Passanten mit Schlägen und Tritten gegen den Kopf sehr schwer verletzt haben, sind alle vorbestraft. Dies hat die kantonale Jugendstaatsanwaltschaft am Freitag mitgeteilt. Demnach wurde einer der betroffenen Jugendlichen wegen Diebstahls und Hausfriedensbruchs verurteilt, einer wegen einfacher Körperverletzung – er hatte dem Opfer eine Nasenbeinfraktur zugefügt – und einer wegen Raubversuchs und Angriffs mittels Faustschlag und Tritten. Alle drei Strafuntersuchungen waren von der Jugendanwaltschaft See/Oberland durchgeführt und abgeschlossen worden. Das Strafmass betrug zwischen neun Tagen und vier Wochen persönliche Leistungen.
Bei einem der Täter wurde zudem eine ambulante Massnahme in Form einer deliktorientierten Therapie verfügt. Eine solche Massnahme wird gewöhnlich bei einer psychischen Auffälligkeit verordnet. Häufig wird die Therapie in Gruppen absolviert. Im konkreten Fall hingegen hat der Betroffene eine Einzeltherapie besucht. Laut Auskunft von Marcel Riesen, dem Leitenden Jugendstaatsanwalt, war die ambulante Massnahme noch nicht abgeschlossen. Zuständig für die Therapie ist die Fachstelle für Kinder- und Jugendforensik der Universität Zürich.
Im Normalfall werden Schulen von der Jugendanwaltschaft nicht über Strafen informiert. Diese unterstehen dem Amtsgeheimnis. Ausnahmen werden laut Jugendstaatsanwalt Riesen nur gemacht, wenn ein schutzwürdiges Interesse von Drittpersonen vorliegt. Die Güterabwägung obliegt dem zuständigen Jugendanwalt. In Küsnacht war die Schule nicht über die Vorstrafen ihrer Schüler informiert worden, wie Schulpräsident Max Heberlein bestätigt.
Sowohl die Münchner Staatsanwaltschaft als auch befragte Jugendstrafverteidiger gehen davon aus, dass die drei inhaftierten Schüler aus der Schweiz mit mehrjährigen Haftstrafen rechnen müssen, da sie nicht betrunken waren. Man ist sich weitgehend einig, dass es sich aufgrund des brutalen Vorgehens sowie der massiven Verletzungen des Opfers um ein schweres Verbrechen handle. Dies umso mehr, als sich laut dem zuständigen Staatsanwalt der Gesundheitszustand des 46-jährigen Geschäftsmanns mittlerweile verschlechtert hat. Der zusammengeschlagene Mann muss mit mehreren Operationen zur Rekonstruktion des Gesichtes rechnen. ...
Die drei 16-jährigen Schüler, die in München einen Mann schwer verletzten, waren mehrheitlich integriert, fielen in der Schule kaum auf und hatten eine Lehrstelle.
Die Angriffe auf alle fünf Personen haben die Jugendlichen laut Dengler am späten Abend des vergangenen Dienstags innerhalb einer halben Stunde verübt. Zuerst traktierten sie in einem Park in der Münchner Innenstadt drei 43- bis 64-jährige Arbeitslose – einer von ihnen schwer körperbehindert – mit Faustschlägen und Fusstritten.
Dann, kurz vor 23 Uhr 30, schlugen sie in der Nähe den Geschäftsmann halb tot, und schliesslich kreuzten sie auch noch den Weg eines 27-jährigen bulgarischen Studenten, den sie ebenfalls attackierten und verletzten. " 4. u. 5.7.09, Neue Zürcher Zeitung
// Wie übrigens macht der Bauer aus aggressiven Bullen zahme Ochsen?

- Stierlauf in Pamplona: 1 toter, 3 schwer verletzte junge Männer.

- Weimarer Demokratie baute auf: Sozialer Wohnungsbau Leipzig: Neben den beeindruckenden Meyer´schen Häusern der Hofer Straße in Leipzig (s.u.) befinden sich ganz ähnlich strukturierte Gebäudereihen mit Innenhof in der Seckendorffstraße, die von den Stalinisten in Fritz-Hanschmann-Straße umbenannt wurde. Sie sind vom Bauhaus inspiriert und wurden in der Weimarer Republik für Arbeiter und Angestellte errichtet, sie können sie sich auch heute noch sehen lassen. Besser kann sozialer Wohnungsbau kaum sein. Ich verbrachte Kinderjahre bis 1956 in der Nr. 1 .

- Meyer baute auf: Die Stiftung Meyer´sche Häuser in Leipzig
Ein Wohnungsbauunternehmen der besonderen Art
Die Meyerschen Häuser - dahinter steht ein über 100jähriges Leipziger Wohnungsbauunternehmen und ein besonderes dazu. Zu verdanken ist dies Herrmann Julius Meyer (1826-1909), dem Inhaber des weltbekannten Bibliographischen Institutes (Meyers Konversationslexikon, Brehms Tierleben). Er machte sich am Ende des 19. Jahrhunderts um eine Reform des Mietwohnungsbaus für Arbeiter und kleine Angestellte verdient.
Sein Credo lautete "Wohltat, nicht Wohltätigkeit!".
Das bedeutete: niedrigere Mieten als auf dem freien Markt, einfache - jedoch zweckmäßige und gesunde Wohnungen mit grünen Innenhöfen und Gemeinschaftseinrichtungen (z.B. eigene Kindergärten!) sowie bestimmte Elemente der Selbstverwaltung (z.B. Vertrauensleute der Mieterschaft).
1888/89 entstanden die ersten Wohnhäuser in Leipzig-Lindenau. Um sein Lebenswerk zu schützen, wandelte Meyer den "Verein zur Erbauung billiger Wohnungen" im Jahre 1900 in eine Stiftung um, die die politischen und wirtschaftlichen Wirren des 20. Jahrhunderts überstand. Zu DDR-Zeiten mußte man zwar das Wort "billig" aus dem Namen streichen, doch blieb dem privaten Unternehmen die Enteignung erspart.
Seit 1990 kann die Stiftung wieder selbständig über ihre Wohnungen verfügen. Nach vielen Jahren zwangsverordneter Vernachlässigung wurde ab 1991/92 ein umfangreiches Erneuerungsprogramm für die heute 2.367 Wohnungen in den vier denkmalgeschützten Ensembles realisiert.
In den "Meyerschen" wohnen viele junge Familien mit ihren Kindern, Alleinerziehende · viele langjährige Mieter, deren Eltern auch schon hier lebten · Arbeiter, Angestellte, Ärzte, Freiberufler, derzeit Erwerbslose, Studenten, Rentner ...
Als Architekt und Vorstandsvorsitzender wirkte Max Pommer (1847-1915) unermüdlich dafür, daß die Meyerschen Häuser schon bald über die Leipziger Stadtgrenzen bekannt wurden.

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