Freitag, 12. März 2010

Redlichkeit oder Du sollst dir und anderen nichts vormachen, Lamas Badelatschen




Wird hier über die Redlichkeit sinniert? Melencolia I – Albrecht Dürer (Kupferstich 1514)

- "Weit offene Ohren vergessen leicht, was ihnen anvertraut wurde." - Horaz, Briefe I, XVIII, 70
(Original lat.: "Nec retinent patulae commissa fideliter aures." Noch halten offene Ohren Geheimnisse treu zurück.)
Von Redlichkeit kann da keine Rede sein. Im Sinne der Goldenen Regel bricht eine Seite die Vertraulichkeit, die im gleichen Fall beansprucht würde: Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem andern zu.
Aber wann? Wahrscheinlich hängt "Redlichkeit" etymologisch mehr mit "ratio" als mit "Rechenschaft geben" zusammen, aber beide Bedeutungskreise berühren einander. Wer in der Rede Rechenschaft gibt, verfährt rational, tut es mit Verstand im Sinne einer Logik. Allerdings gibt es viele Rationalitäten: rational verhält sich ein Solar- und Windstromeinspeiser, der andere Stromkunden für sein Hobby bezahlen läßt, und mit Verstand handelt auch derjenige, der verlangt, daß jeder sein Hobby selbst bezahlen muß. Letzterer kann zu Recht behaupten, daß versteckte Finanzierungen und unüberschaubare Quersubventionierungen Unklarheit schaffen und nachfolgende Rationalitäten in den Nebel hängen. Deswegen wertet Nietzsche die Redlichkeit als Kardinaltugend, die keiner Umwertung von Werten zugänglich ist. Redlichkeit als Klarheitswert, der Orientierung erlaubt, wie das der Preis eines Gutes tut, den das Gesetz zu den sog. "Erneuerbaren Energien" systematisch vernebelt. Redlichkeit ist ein Verhalten sowohl des Einzelnen und der Vielen in der Gesellschaft, das Orientierung erlaubt. Und zwar allen, welche Werte er auch immer vertreten mag. Ist der Einzelne nicht redlich sich selbst gegenüber, verschafft er sich nicht Klarheit über sich selbst, seine Antriebe, seine Fähigkeiten und seine Fehler, dann wird ihm die Selbstlenkung schwer fallen, da er überall falsche Bewertungen vorgenommen, "falsche Preisschilder" angebracht hat, so wie der extrem hohe Solarstrompreis den Wahn erzeugt, es handele sich um umweltschonenden Strom. Redlichkeit betrifft also die Erkenntnis, die rationale Haltung "sine ira et studio", ohne Zorn und Interesse, ohne Gefühle, die unkontrollierbar verführen können zu falschen Bewertungen. Daher die Wendung: Was dem einen die Nachtigall, ist dem anderen die Eule. Intellektuelle Redlichkeit verlangt eine Bewertungsebene über den persönlichen Vorlieben. Darin liegt die große Schwierigkeit. Das Belohnungssystem im Zwischenhirn färbt automatisch alle Wahrnehmung, und nur ein hoher Aufwand an Selbstdisziplin und Selbstüberwindung erlaubt, im glücklichen Fall, daß man sich selbst über die Schulter sieht und seinen blinden Fleck, die persönliche Verzerrung klarzeichnet. Und sein Verhalten danach einrichtet, gehe es um das Gesetze machen, gehe es um Alhohol beim Autofahren.

- Es gibt mehrere Strategien, sich der Redlichkeitsprüfung durch andere zu entziehen: zu schmeicheln, den Neid auf Gegner zu schüren, sich moralisch oder wissenschaftlich zu inszenieren oder alles zusammen. Dem Bochumer Theologen Joh. Schreiber verdanken wir den Hinweis auf das Dissertationsthema der Frau Kä.: "Armut und Reichtum als Anfrage an die Einheit der Kirche". Er merkte als Koreferent an: "Mehr Rationalität ist ... gegenüber jeglicher Ideologie (in Frau Käßmanns Sprache formuliert) 'angesagt' ". (Leserbrief Prof. Schreiber FAZ 11.3.10)

- Lamas Badelatschen: Ich habe keine Sympathien für den tibetische Buddhismus des Dalai Lama, jedoch gefällt mir, wenn er das Weiße Haus in Badelatschen betritt. Muß doch jemand daran erinnern, daß es auch weniger glänzend geht.

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