Sonntag, 6. Juni 2010
Bildung und Handlungskompetenz
Sommerlust, 30°C, der Feuerdorn blüht erst jetzt
Bildung, ja! Aber was ist das?
Lernet, ihr könnt es, lieber etwas Nahrhaftes.
So möchte man in Abwandlung der bekannten Goetheschen Xenie formulieren. Das Original lautet:
"Zur Nation euch zu bilden, ihr hoffet es, Deutsche, vergebens;
Bildet, ihr könnt es, dafür freier zu Menschen euch aus."
Die Originalfassung belegt, daß beides leider nicht gelungen ist. Aber man hat doch, ohne das Blutbad der französischen Revolution, zwischen Berlin und Weimar einiges erreicht.
Wer sich in Paris bedroht fühlte, wie Voltaire, der konnte zu Friedrich nach Berlin gehen, wer in Schwaben vom Herzog genug hatte, wie Schiller, der wechselte nach Baden, oder nach Darmstadt, nach Weimar. Die Franzosen sprachen damals im Plural von „Les Allemagnes“, den Deutschländern, und von denen gab es zwischen Kiel und Wien wirklich viele.
Das hatte seine sympathischen Seiten, wenn die Zersplitterung auch fremde Heere anzog, wie während des furchtbaren 30jährigen Krieges, und dann wieder den Kriegskaiser Napoleon nicht abwehren konnte.
Die Bildung zur Nation, die „Bildung“ der Geschichte, schon die Beeinflussung der regionalen Geschichte nach einem Plan, fallen schwer, weshalb zutrifft:
"Es ist durchaus wahr und eine Grundtatsache aller Geschichte, daß das schließliche Resultat politischen Handelns oft, nein: geradezu regelmäßig, in völlig unadäquatem, oft in geradezu paradoxem Verhältnis zu seinem ursprünglichen Sinn steht."
Max Weber, Politik als Beruf
Und was im Großen gilt, ist im Kleinen nicht ungültig. Die Bildung besorgt weitgehend das Genom, wenn auch in Wechselwirkung mit der Umwelt, den Eltern, Freunden etc.
Ein intelligenter Bauernjunge kann es immer zum Papst bringen, dafür gibt es Beispiele die Fülle, aber ein Dummkopf bleibt allemal ein solcher, auch wenn man ihn zum Förderschüler macht.
Das hört sich schlimmer an, als es tatsächlich ist, denn praktische Talente mit ihrer praktischen Intelligenz sind nicht wertlos, einem Theologen-, Germanisten-, Soziologen-, Politologendasein oder Philosophendasein vielleicht sogar vorzuziehen, und ohne Disziplin bringt es auch ein Talent nicht weit.
Mit der Bedeutung der „Bildung“ als Schulbildung und Salonbildung ist es also nicht weit her, Selbsterkenntnis der eigenen Talente und entsprechende Wahl des Berufes im Verein mit einem ausdauernden Disziplintraining führen am ehesten zur Ausbildung der eigenen Handlungskompetenz. Das wäre der Begriff, durch den das Nebelwort „Bildung“ sinnvoll zu ersetzen wäre.
Handlungskompetenz umschließt beide Dimensionen: nach innen wie nach außen, die Handlungskompetenz sich selbst gegenüber als eine Selbsterziehung und Lenkung, wie auch die nach außen als Fähigkeit, sich an verschiedene Umwelten anzupassen und ein konstruktives Verhältnis zu ihnen herzustellen.
Zur Handlungskompetenz trägt die allgemeinbildende Schule sehr wenig bei, durch Ideologisierung und Disziplinabsenkung arbeitet sie oft kontraproduktiv und desorientiert die Schüler. Das nimmt nicht wunder, da weite Teile der Lehrerschaft aus der neomarxistischen Hochschule stammen, wo die innere Dimension der Handlungskompetenz sowie die genetischen Grundlagen völlig unbekannt sind.
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