Dienstag, 6. Juli 2010

"Wer nicht von dreitausend Jahren // Sich weiß Rechenschaft zu geben ..."




22°C, wolkig, eine sanfte Brise - so kann der Sommer bleiben!



Führte zwischen 1918 und 1921 sechs Angriffskriege gleichzeitig, daher der blutige Säbel:
Pilsudski (1867-1935)
(Bild aus: Norman Davies, God's Playground, A history of Poland, Volume II)




6. Juli 1950: Ulbricht befolgt den Moskauer Befehl zur Anerkennung der Ostgrenze

"Wer nicht von dreitausend Jahren // Sich weiß Rechenschaft zu geben, // Bleib im Dunkeln unerfahren, // Mag von Tag zu Tage leben." - Goethe, West-östlicher Divan , Buch des Unmuts

- Polen 1918-1939: " John M. Keynes called it 'an economic impossibility whose only industry is Jew-baiting'. Lewis Namier called it 'pathological'. E.H. Carr called it 'a farce'. David Lloyd George talked of 'historic failure', which had 'won her freedom not by her own exertions but by the blood of others', and of a country which 'imposed on other nations the very tyranny' which it had endured itself for years. 'Poland', he said, 'was drunk with the new wine of liberty supplied to her by the allies', and 'fancied herself as the resistless mistress of Central Europe'. In 1919, Lloyd George was reported as saying that he would no more give Upper Silesia to Poland 'than he would give a clock to a monkey'. In 1939, he announced, that Poland had 'deserved its fate'. "
Norman Davies, God's Playground, A history of Poland, Volume II, Columbia University Press 1982, S. 393 (Norman Davies, Boże Igrzysko. Historia Polski. Tom II. s, 494. rozdział 19, Niepodległość - Dwadzieścia lat niepodległości (1918-1939))

(" Keynes nannte es 'eine ökonomische Unmöglichkeit, dessen einzige Industrie die Judenverfolgung sei'. Lewis Namier nannte es 'krankhaft'. Carr nannte es 'eine Farce'. David Lloyd George sprach von 'historischem Versagen', es habe 'seine Freiheit nicht durch eigene Anstrengungen gewonnen, sondern durch das Blut anderer', sprach von einem Land, das 'anderen Nationen die genau gleiche Tyrannei auferlege', welche es selbst viele Jahre ertragen mußte. 'Polen', sagte er, 'sei betrunken vom neuen Wein der Freiheit, die seine Alliierten gewährten', und es 'halte sich für eine unaufhaltbare Herrin Zentraleuropas'. 1919 wurde von David Lloyd George berichtet, er würde nicht noch einmal Oberschlesien an Polen geben, 'ebensowenig, wie er einem Affen eine Uhr geben würde'. 1939 erklärte er, Polen habe 'sein Schicksal verdient'. " Übersetzung WD)

Anmerkung: Es geht hier um den bekannten Ökonomen Keynes, der an den Verhandlungen in Versailles teilgenommen hatte und der einer der frühesten Kritiker des Vertrages von Versailles war, ebenso wie sein Chef, der englische Premierminister Lloyd George, der einen Kurs zwischen dem weitsichtigen US-Präsidenten Wilson und dem französischen Chauvinisten Clemenceau verfolgte, und dessen Forderung an die Grenzziehung war, klug abwägend zu verfahren: " The new map of Europe must be so drawn as to leave no cause for disputation which would eventually drag Europe into a new war. "
Carr und Namier waren englische Historiker, letzterer ein geborener Ludwik Niemirowski aus Wola Okrzejska.


In Europa enstanden der Staat und der Nationalstaat, Frankreich und England gingen voran, und er wird seitdem überall auf der Welt nachgeahmt, einschließlich der blutigen Widerwärtigkeiten, die beides im Gefolge gehabt hat. Insbesondere der von Historikern, Literaten und akademischer Jugend erfundene und propagierte Nationalismus war eine Geißel Europas und ist es bis heute in vielen Ländern, sei es in Rußland, in China oder in Venezuela. Man darf es sich mit diesem Phänomen nicht zu einfach machen, wie dies die Spezialhistoriker des WDR regelmäßig tun. Der Nationalstaat hat sich als eine feste Größe etabliert, aber man kann ihn nur akzeptieren, wenn er die individuellen Freiheitsrechte gewährt, besonders die Eigentumsrechte, die es Minderheiten erlaubt, im angestammten Gebiet ohne Vertreibung zu bleiben, möglichst unter einem Autonomiestatut. Die winzigen Balkanstaaten werden noch viele Jahre mit dem Problem eines fanatischen Nationalismus zu kämpfen haben, das gilt auch für die Türkei.
Ein Patentrezept gibt es dabei nicht, leider.

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