Sonntag, 5. September 2010
Bildungserfolge bei Einwanderern
Die Schule der palästinensischen Hamas
- "Ist Deutschland schon dümmer?", fragt die FAZ am 4.9.10 auf der Titelseite belustigt. Wenn man auf die Beilage sieht, das "Red Bull Bulletin", ein teures monatliches Hochglanz-Idioten-Magazin, dann kann man die Frage nur bejahen. Vor 20 Jahren wäre niemand auf die Idee gekommen, solchen Blödsinn der FAZ beizulegen.
- Deutschland schon dümmer? Die WELT befragte dazu Siegfried Lehrl, Akademischer Direktor an der Psychiatrischen Klinik der Universität Erlangen-Nürnberg, Experte für Intelligenz-, Gedächtnis- und Demenzforschung.
" Die Welt: Die Intelligenz unserer Gesellschaft sinkt. Verdummen wir?
Siegfried Lehrl: Diese Tendenz fällt seit 1999 auf. Intelligenztests unter Schülern zeigten, daß deren geistige Fähigkeiten nicht mehr an die Jahrgänge zuvor herankamen. ..." (4. Jan. 2006, s. Eintrag v. 23.10.07)
- Patente: IBM nimmt 2009 mit 4843 Patentanmeldungen weltweit den Spitzenplatz ein, es folgen Samsung mit 4049, Microsoft mit 3157, Canon 2200, Panasonic 1933, Toshiba 1911, Sony 1829, Intel mit 1505 auf Platz 10 . Auch hier spiegelt sich der langsame Niedergang Europas.
- "Bildungserfolge bei Einwanderern. FAZ 28.1.09 Das vietnamesische Wunder und seine Lehren für die Schulpolitik.
Eine neue Migrationsstudie aus dem "Berlin-Institut für Bevölkerung und Entwicklung" hat für Aufregung gesorgt, obwohl auch sie nur festellt, was längst offenkundig ist: Die türkischen Zuwanderer sind am schlechtesten integriert, haben die größten Bildungsdefizite. Das Berlin-Institut ergänzt mit seinen Befunden die erste gründliche Dokumentation zu diesem Thema von Stefan Luft aus dem Jahr 2007. Luft war der Erste, der die neuen Zahlen des Mikrozensus 2005 nutzte, und kam, weil er besonders den Hintergrund der Migration aus der Türkei bis in einzelne Stadtteile verfolgte, zu noch deprimierenderen Ergebnissen.
In der neuen Studie werden acht Migrantengruppen mit je eigenen Besonderheiten verglichen. Danach ist die größte Gruppe, die der Aussiedler, am besten integriert. Sie weist auch bessere Deutschkenntnisse auf, obwohl achtzig Prozent von ihnen nicht in Deutschland geboren wurden. Das Berlin-Institut stellt zudem fest, dass die Defizite im Saarland am größten sind, gefolgt von Berlin und Nordrhein-Westfalen; in einer gesonderten Städtewertung schneidet Duisburg mit seiner großen türkisch-muslimischen Bevölkerungsgruppe am schlechtesten ab. Dort wurde gerade als Höhepunkt gelungener Integration eine neue Großmoschee gefeiert.
Die acht Vergleichsgruppen der Studie sind leider sehr grob zugeschnitten. So stehen den enormen Bildungsdefiziten vieler Deutschtürken nicht nur die erfolgreichen Aussiedler, bekanntlich aus Polen und Russland, gegenüber. Auch der Bildungserfolg der Zuwanderer aus dem Fernen Osten ist glänzend: Schon in der zweiten Generation schafften 68 Prozent von ihnen das Abitur, der Akademikeranteil ist sogar doppelt so hoch wie bei den einheimischen Deutschen. Leider kann die Berliner Studie nur mit Vermutungen aufwarten, aus welchen Ländern die asiatischen Migranten stammen.
Die Schlussfolgerungen der Autoren, man müsse sich auf die Schulen konzentrieren, um das Bildungsniveau vor allem der Türken anzuheben, greift dann aber doch zu kurz, und der Verweis auf Kanada und ein Schulbeispiel aus Toronto zeigen nur, dass man die hiesige Situation wenig kennt. Die Stadt Berlin etwa gibt das Zehnfache aus für die Sprachförderung wie Toronto und erreicht doch sehr viel weniger. Die Ursachen sind also anderswo zu suchen.
Hier hilft ein Blick in die wohl ungewöhnlichste Zuwanderergruppe, die jungen Vietnamesen im Osten Deutschlands. Ihre Erfolge räumen eigentlich mit allen Klischees der Integrationsdebatte auf. Etwa dem, wonach die soziale Herkunft die Bildungsarmut befördere. Die Eltern dieser hoch erfolgreichen Kinder sind zum allergrößten Teil einfache Arbeiter, als Gastarbeiter angeworben und zu DDR-Zeiten rechtloser gewesen, als es jemals ein türkischer Gastarbeiter war. Und sie arbeiten bis heute schwer, haben kleine Läden oder einen Imbiss.
Dass Migranten ausgerechnet im gewöhnlich als ausländerfeindlich wahrgenommenen Osten ein Schulklima antreffen, das ihre Integration stimuliert, wurde bisher übersehen. Trotz oft schwieriger Verhältnisse, in denen die Vietnamesen dort lange lebten, wollen sie für ihre Kinder alles erreichen. Und sie erreichen es: Allein in Brandenburg besuchen 74 Prozent der jungen Vietnamesen ein Gymnasium, in Sachsen-Anhalt und Sachsen ist es ähnlich. Man spricht zuweilen vom vietnamesischen Wunder, aber es genügte schon, würde endlich akzeptiert, dass der Bildungserfolg nicht mit Geld erkauft werden kann, sondern dass dazu die Bereitschaft gehört, jede Chance zu nutzen, die sich bietet. Wer jedoch diese Chancen, für alle gleich, nicht erkennt oder geringschätzt, muss zwangsläufig scheitern. (Mönch)
- Elinor Ostrom: 1933 in den schwierigen Jahren der Weltwirtschaftskrise in L.A. geboren, war Angestellte, studierte dann und finanzierte das Studium als Schwimmlehrerin, Bibliothekshilfe und Kellnerin. Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften 2009. Lehrt noch in Bloomington/Indiana (die asozialen Amis lassen arbeiten, solange die Leute das wollen). (Vgl. Plickert 4.9.10 FAZ)
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