Mittwoch, 4. Mai 2011

‘Ich tue das jeden Tag.’






Platon auf dem Weg zu Dionys?





- 3.5. Internationaler “Tag der Pressefreiheit”
Kann man die fordern wie vor hundert Jahren?
Für den reinen Druckbereich wird man das unbedingt bejahen können, ja, müssen. Reiner Druckbereich will heißen: ohne Bilder. Bei Massenblättern, die mit Bildern aller Art hantieren, ist das zu hinterfragen.
Gleiches gilt für Radio und Fernsehen und ihre Verbreitung. Kochsendungen, Krimis, Schwatzrunden, Fußball. Eine fabelhafte Kabelfirma schaltet nach und nach alles ab, was nicht ins geistige Schema der Hauptkundschaft paßt: Musique3 aus Brüssel letztes Jahr, jetzt Radio4nl aus Holland.
Pressefreiheit, so meinte Paul Sethe einst, sei die Freiheit von 300 reichen Leuten, ihre Meinung schreiben zu lassen. Das war sehr zugespitzt. Heute schreibt, spricht und filmt ein unüberschaubares Heer von Journalisten nach Gutdünken, nach Meinung des Chefredakteurs und nach Maßgabe der Auflage und der Quote, auch im öffentlich-rechtlichen Bereich. Alle schielen auf ihre Einheits-Meinung und auf die größte Konsumentengruppe. Daher sinkt das Niveau ständig.
Wie lange kann es sinken? Wozu wird es führen? Welche Chancen haben Schulen, wenn große Teile der Massenmedien täglich an Desinformation und Unterhaltungsverblödung arbeiten?
Trübe Fragen, die schwer zu beantworten sind.
Es fehlt an Wettbewerb und an Alternativen. Hier könnte sich am meisten bewegen. Ein zensurierender Platon auf dem Thron, wie er es in Syrakus auf den Weg bringen wollte, ist keine Alternative.
Mehr Möglichkeiten bietet das Weltnetz. Man ist nicht mehr auf die deutschen Einheitsmedien allein angewiesen. Für den reflektierten Nutzer ist der Gewinn groß. Für die Entwicklung des Großen und Ganzen fällt dieser Einfluß gering aus. Aber etwas anderes ist nicht zu haben. Man muß sich mit den halbvollen Glas begnügen. Die Pressefreiheit hat nicht zu massenmedialer Qualität geführt, im Gegenteil. Die Erwartungen waren zu hoch geschraubt, die Hoffnungen haben sich nicht erfüllt. Damit muß man eben leben.
Die Presse- und Informationsfreiheit selbst ist ein hohes Gut und unverhandelbar. Die Forderung danach ist vor allem in Autokratien und Diktaturen unvermindert bedeutsam. In den Massendemokratien mit verwirklichter Pressefreiheit muß man die bevormundenden Meinungsmacheroligarchien in Kauf nehmen.

- “Ein weiser Rat an Zeitungsleser .
Zu "Aus ohne Schluss - Bei Sarrazin zieht die SPD Register statt Konsequenzen": Es bleibt ein weiser Rat an jeden Zeitungsleser: Lies nie Berichte über ein Ereignis, an dem du selbst beteiligt warst - dein Vertrauen in die Welt der Nachrichten könnte dauerhaft beschädigt werden! ... anstatt zu berichten. " DR. KLAUS VON DOHNANYI, HAMBURG …” FAZ 3.5.11 LB

- “Ich sagte einem Fernsehjournalisten, ich würde nicht gern über Dinge sprechen, von denen ich zu wenig verstehe. ‘Warum?’ fragte er, ‘Ich tue das jeden Tag.’ “
Dipl.-Phys. Dr. Hermann Hinsch, Radioaktivität. Aberglaube und Wissenschaft, 2010, S. 1

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