Donnerstag, 23. Juni 2011
Katallaktik
Fehlt nicht mehr viel bis zum Japaner - der Bremer Kaufmann Alexander Georg Moslé im Kimono mit Rockhose und Überjacke, Tokyo 1892
(Bild Luca Suzuki / Reimers / JKI)
- „VON DER BRETTERBUDE ZUR VILLA
LEBEN UND AUFSTIEG DEUTSCHER HANDELSPIONIERE IN JAPAN - Vortrag von Frau Dr. Reimers. In der Meiji-Zeit kamen zahlreiche deutsche Kaufleute nach Japan und bauten dort Handelshäuser auf. Sie trugen maßgeblich zum Aufbau der japanischen Wirtschaft und Industrialisierung bei. Der Vortrag befaßt sich mit den Lebensumständen und den Handelsaktivitäten dieser Pioniere.“ (Japan. Kulturinstitut, Köln)
David Landes („Wohlstand und Armut der Nationen“, 1998) hält es für möglich, daß Japan auch eigenständig die Industrialisierung geschafft hätte aufgrund vieler Ähnlichkeiten zu Europa. Wie dem auch sein mag: ist ein politökonomisches Muster erst einmal entwickelt, kann man es kopieren. Jedenfalls, wenn man über eine geeignete kulturelle Disposition verfügt. Das taten die Japaner, die sich Mitte des 19. Jahrhunderts den fremden Kaufleuten öffneten und sich deren Warenangebot präsentieren ließen. Sie waren an allem interessiert, nicht alle an allem, versteht sich – es gab auch gewaltsame Angriffe gegen die Kaufleute, die in Fremdensiedlungen wohnten und diese nur im Umkreis von 40 km verlassen durften. Nur zwei Häfen war ihnen erlaubt anzulaufen, Yokohama und Tokyo.
Der protestantische Bremer Kaufmann Hinrich Ahrens begann sein Geschäft in Yokohama mit deutschen Lehrbüchern der deutschen Sprache, die sein Lehrer-Bruder Georg verfaßte. Auch Geographie und deutsche Landeskunde u.ä. gehörte zum Sortiment, das sich stetig ausweitete. Hinrich Ahrens selbst lernte Japanisch in Wort und Schrift, was auch heute noch von Japanern bei Geschäftspartnern sehr geschätzt wird. Das Kopieren von Deutschlehrbüchern hat sicher nicht sehr viel zur Industrialisierung Japans beigetragen, um so mehr aber der Nachbau von importierten Dampfmaschinen aller Art – ab 1872 begann der japanische Eisenbahnbau, und ab 1892 konnten die Japaner selbst Lokomotiven bauen. Das hatte dann ein Importverbot zur Folge, so daß sich japanische Unternehmen geschützt entwickeln konnten. Auch heute noch arbeiten die Japaner mit allen bürokratischen Tricks gegen ausländische Anbieter, wenn sie sich auch, inzwischen als entwickeltes Exportland, keine totalen Importverbote mehr leisten können.
Die Japanologin Carolin Reimers sollte vielleicht noch ihre ökonomischen Kenntnisse anreichern, aber ihre Präsentation dieses deutsch-japanischen Globalisierungskapitels kann nur verdienstvoll genannt werden.
Zwei Bremer Kaufleute hat Reimers in Monographien porträtiert:
Alexander Georg Moslé 2007 und Hinrich Ahrens 2010.
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