Samstag, 1. Oktober 2011
Er konnte es einfach und hatte nicht einmal “Robinson Crusoe” gelesen
Zwischen 12 und 15 soll der junge Mensch seine geistigen Fähigkeiten ausbilden, in der dritten Entwicklungsetappe, meint Rousseau in seinem EMIL.
Geographie und Mathematik soll er lernen, “Robinson Crusoe” lesen, und sich auch ein Handwerk aneignen. Auch ein blindes Huhn stolpert gelegentlich über ein Korn. Praktische Fertigkeiten zu erlernen, das gehört zur Lebenskompetenz für alle. Für manche ist es sogar das Wichtigste und das alleinige Tor des Begreifens. Aber hätte sich Rousseau nicht pausenlos um sich selbst gedreht, hätte er wohl bemerken können, daß die Kinder sehr unterschiedlich sind und zu verschiedenen Zeiten Verschiedenes lernen.
Mindestens hätte er das aus den Lebensläufen seiner berühmten und früh entwickelten Landsleute Villon (1431-63) und Pascal (1623-62) erschließen können. Villon lernte nicht auf dem Land, sondern in den Gassen von Paris eine Menge, und der junge Pascal, der keine Schule besucht hat, interessierte sich nicht für die Sprachen, zu denen sein Vater ihn zwingen wollte, sondern erfand freiwillig für sich als Zwölfjähriger die Euklidische Geometrie. Mit 16 verfaßte er einen Aufsatz über Kegelschnitte. Man kann also früh mit allen Unterrichtsgegenständen beginnen, wofür ein Kind Interesse zeigt, völlig unabhängig vom Alter. Dagegen trägt es nicht weit, Gegenstände zu lehren, die auf kein Interesse stoßen. Einen Rousseau hätte niemand dazu bringen können, eine Rechenmaschine zu erfinden, Pascal machte das mit 19 aus eigenen Stücken.
Selbst für scheinbar ganz selbstverständliche Dinge wie das Laufen gilt das. Angela Merkel, die sich heute blitzschnell um 180° drehen kann, war noch mit 12, nach eigenem Bekunden, ein “Bewegungsidiot”.
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