Mittwoch, 23. November 2011
Kein Tomatensaft, bitte - soll schon was Echtes sein
- Schwere Todestagskonjunktur. - Kleist hatte keine Angst vor Blut, ob "Penthesilea" oder "Hermannsschlacht"; in fünfzehn Stücken endet die junge Hally, erdolcht von Theuthold, ihrem Vater. Nicht nur Penthesilea, auch Kleist zeigt Sinn für Vernichtungsrausch - kein gemütliches Gemüt bewegte diesen Mann von der frühen "Familie Schroffenstein" bis zu seinem Freitod. Hat der Kerl auch noch seine Freundin erschossen.
Kleists pathologischer Hang zum Schrecklichen und Absonderlichen wird verschiedentlich als “modern” apostrophiert. Das aber wäre eine Moderne, deren Schlüsselmerkmal die Lust an der Grausamkeit wäre. Eine solche Lust aber ist uralt und schon beim Schimpansen zu Hause. Sind die Absonderlichkeiten im AMPHITRYON und in der MARQUISE VON O. modern? Höchstens insoweit, daß die Moderne allerhand Skurrilitäten zuläßt und das Feuilleton sich daran erfreut.
Kleist war ein Psychopath mit Sprachgenie und einschlägiger Intelligenz, nicht mehr und nicht weniger. Goethe meinte nicht zu unrecht:
“Sein Hypochonder ist zu arg; er richtet ihn als Menschen und Dichter zugrunde.”
(Gespräch mit Falk, 1809)
> Das zu Goethe zeitnahe GRIMM'sche Wörterbuch gibt für 'Hypochonder' an: "milzsüchtiger, grämlicher, zu finstern Vorstellungen geneigter mensch" (die Grimms schrieben klein und "Göthe")
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