Donnerstag, 26. Januar 2012

Schnorrerkönig und König




Frühlingszeichen - die Bussarde werden gesellig



Darf ein Freund eines Schmuckhändlers, der in Marbella verkehrt, über Friedrich II. sprechen? Natürlich, das darf jeder. Ob es aber für ihn sehr sinnvoll ist, darf bezweifelt werden. Denn Friedrich verkehrte nicht mit solchen Typen wie Maschmeyer und Geerkens, sondern mit geistreichen Leuten wie Voltaire und Diderot. Der Vergleich Wulff / Friedrich, den der noch amtierende Bundespräsident durch seine Rede provoziert, zeigt, bis in welche Niederungen das Staatsoberhaupt einer Republik absinken kann. Würdigt eine nennenswerte Adresse außerhalb der Parteienwirtschaft Wulff? Da ist mir nichts bekannt geworden. Ein Kant immerhin schreibt in seinem späten Aufsatz “Was ist Aufklärung?” im Zusammenhang mit der von Friedrich gewährten Religionsfreiheit: “In diesem Betracht ist dieses Zeitalter das Zeitalter der Aufklärung oder das Jahrhundert Friedrichs ..” Daß Friedrichs Motiv die Religionsverachtung war, steht auf einem anderen, auch nicht schlechten Blatt. Eine allgemeine Geistesfreiheit gestattete Friedrich durchaus nicht; wenn Kant etwas später in seinem Aufklärungsaufsatz davon handelt, “daß selbst in Ansehung seiner Gesetzgebung es ohne Gefahr sei, seinen Untertanen zu erlauben, von ihrer eigenen Vernunft öffentlichen Gebrauch zu machen”, so ist darin mehr ein Appell zu erblicken. Bei Friedrich heißt es 1784: Eine Privatperson sei nicht berechtigt, über Handlungen der Obrigkeit Urteile zu fällen, weil es ihr an der vollständigen Kenntnis fehle.
So hielt es auch schon sein Vater Friedrich Wilhelm I., auf den Friedrich mit den Jahren immer mehr zurückkam. Der calvinistische Vater hatte die in Frankreich verfolgten hugenottischen Glaubensbrüder mehr aus Sympathie aufgenommen, dem atheistischen Sohn Friedrich kam es aber auf die potenten Handwerker und Kaufleute an, die er in Preußen gut gebrauchen konnte und die das Land voranbrachten. Wulff liefert hier nur flache Rederei ab in seiner Rede.
Glänzend war Friedrich in seiner vielfältigen Begabung, fruchtbar doch eher erst, als er sich auf die Friedenspolitik seines Vaters besann.
Viel kann man von ihm noch lesen, u.a. seine “Histoire de mon temps” von 1788, er schrieb nur in Französisch, beispielsweise. Interessanter ist für den Zeitgenossen Golo Manns Preußenkapitel in seiner “Deutschen Geschichte”.

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