Samstag, 25. Februar 2012
Rätselhaft
Wertrelativismus, Wertantinomien und wechselndes Wertgefühl machen alles etwas nebelhaft, dazu kommen dann noch die Wertnebelkerzenwerfer
“ Warum die Welt gerade so ist, wie sie ist, wissen wir nicht”, meinte Nikolai Hartmann (Einführung in die Philosophie, S. 182) Seit dem Urknall ist die Welt ein Rätsel, und davor war es noch schlimmer. Warum es in der Kreide so schön warm war und dann im Tertiär die Pole vereisten, wir wissen es nicht. Warum einer Bier dem Bordeaux vorzieht, alles rätselhaft.Aber es ist so, was dem einen die Eule, ist dem anderen die Nachtigall.
” Von einem Wert erfaßt zu sein bedeutet, daß man sich gedrängt fühlt, ihn im Leben zu verwirklichen “ so Hartmann (a.a.O., S. 177). Deswegen fährt der junge Mann gerne mit aufgedrehtem Autoradio durch die Gegend und kurbelt die Scheibe herunter. Aber: “ Was für den einen ein Wert ist, kann für das ganz anders geartete Ethos des anderen ein Unwert sein. “ (ders., a.a.O., S. 158) Hier fangen die Werte an, polemogen zu werden, kriegstreibend. Schon in einer Person können die Werte aufeinanderschlagen, zwei Seelen, ach, in meiner Brust, die Blonde oder die andere, und meist schließt der eine Wert den anderen aus. Oder er tyrannisiert sogar alle anderen, wie bei Michael Kohlhaas, der seiner Gerechtigkeitsvorstellung frönt und alles andere vernichtet. Hartmann hat dafür die treffende Wendung von der TYRANNEI DER WERTE gefunden, und diese Streitlust des Wertebewußtseins wirkt sich auch international und interkulturell aus. Religionskonflikte besitzen hier eine Energiequelle und meist gilt, daß die primitivste Religionsform die kriegerischste ist.
Moralen und ihren Wertelisten ist daher der Kredit zu versagen, ein offener Wertpluralismus entschieden zu fordern. Erfahrungswerte können dabei helfen, allgemeinverbindliche Regeln aufzustellen und weiterzuentwickeln, die das gesellschaftliche Miteinander regulieren um des lieben Friedens willen.
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