Mittwoch, 14. März 2012
Mein Freund, der Baum
Fliegen da nicht die Seelchen von Oma und Opa?
Nur im Okzident sei systematische Wissenschaft entstanden, so Max Weber eingangs seiner Religionssoziologie. Die Moderne sei ein Prozeß der “Entzauberung der Welt”. Die Rationalität ersetze die magische Vorstellung. Freud sieht Religion in seiner Schrift “Die Zukunft einer Illusion” gar als neuroseähnliches Phänomen, das es zu überwinden gelte. Nun ist Freuds Psychoanalyse selbst ein merkwürdiges Gemisch aus Rationalität und Phantasie, und man kann diesen Punkt zur Formulierung der Hypothese benutzen, daß die Rationalität in ihrer Reichweite so begrenzt ist, daß genügend Lücken für Ungewußtes bleiben, in denen sich Phantasien einnisten können, auch magische und animistische. So bleibt ja auch bei aller Rationalisierung der christlichen Theologie seit Paulus der magische Kern. Und innerhalb dieser Entwicklung warf der Protestantismus dem Katholizismus und dem orthodoxen Christentum eine magisch inspirierte Behandlung der Bibel vor. (Robertson Smith u.a.)
Wenn jetzt in Berlin eine apologetische Animismus-Ausstellung stattfindet, dann kann man das im Zusammenhang mit neuen Erscheinungen von Naturkult sehen, die in einer magischen Vorstellung von Natur keinen Kitsch mehr vermeidet.
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