Sonntag, 25. März 2012
Von der Kanzel tönt es hohl
Geschwafel kann sehr entspannend sein (William Hogarth, Congregation, 1762)
“ Der Weg dazu ist nicht der einer paternalistischen Fürsorgepolitik, sondern der eines Sozialstaates, der vorsorgt und ermächtigt. Wir dürfen nicht dulden, dass Kinder ihre Talente nicht entfalten können, weil keine Chancengleichheit existiert. Wir dürfen nicht dulden, dass Menschen den Eindruck haben, Leistung lohne sich für sie nicht mehr und der Aufstieg sei ihnen selbst dann verwehrt, wenn sie sich nach Kräften bemühen. Wir dürfen nicht dulden, dass Menschen den Eindruck haben, sie seien nicht Teil unserer Gesellschaft, weil sie arm oder alt oder behindert sind.”
Was Gauck hier in seiner Eröffnungsrede “Unser Land” vor dem Bundestag sagt, hört sich an wie Gaukelei. Ein “Sozialstaat, der vorsorgt und ermächtigt”, der betreibt eben freiheitsverzehrende “paternalistische Fürsorgepolitik”.
“Wir dürfen nicht dulden, dass Menschen den Eindruck haben, Leistung lohne sich für sie nicht mehr”: was soll das heißen im Zusammenhang mit “Aufstieg”?
Seit Jahrzehnten gibt es viele Bildungsangebote für Interessierte, deren Chancen eher durch sozialdemokratische Politik, durch Versagen der Politiker reduziert werden.
So habe ich selbst aus mittelloser und bildungsferner Familie stammend den Zweiten Bildungsweg beschreiten und studieren können, um dann nach zwei Staatsexamen durch die defiziente Stellenbesetzungspolitik des Johannes Rau arbeitslos zu werden wie mehrere Referendarsjahrgänge mit mir. Seit meinem ZBW-Abitur Anfang der 1970er Jahre wurden die Bildungsangebote weiter ausgebaut und die Anforderungen sukzessiv herabgesetzt.
Herr Gauck sollte einmal unser Land kennenlernen. Heute besteht eher das Problem der Abiturinflation. Wenn über 40% eines Jahrgangs “Abitur” machen, dann ist dieser Abschluß nur noch dem Namen nach vergleichbar mit dem Abitur von 1970, tatsächlich handelt es sich um Etikettenschwindel. Das Gymnasium wurde abgeschafft, indem man es mit vielen ziemlich lernunwilligen Schülern flutete, die überwiegend nur an dem Etikett ‘Abiturient’ interessiert waren, nicht an Lerninhalten. Dieser Vorgang kann heute als abgeschlossen gelten, das Lernklima für die Lernwilligen wurde stark beschädigt. Herr Gauck sollte einmal ein paar Nachhilfestunden in ‘Heimatkunde’ buchen.
Und was das Thema FREIHEIT betrifft:
Je mehr Steuern in die Hände der Staatsbürokratie gelangen, desto kleiner ist der Gestaltungsspielraum der Zivilgesellschaft - von dieser Freiheit war bei Gauck nicht die Rede! Schade.
Auch von der Freiheit des Staatsvolkes, den Bundespräsidenten zu wählen, hörte man nichts.
Großunternehmen wie die Abschaffung der DM und die Einführung des Euro - kein Freiheitspunkt?
Bürgerfreiheit durch Bürgerabstimmung bei wichtigen Gesetzen - das Wichtigste hat Gauck vergessen.
- "Nicht selten aber, und das ist das Erschreckende, sind diejenigen, die durchfallen, Studierende, die mir berichten, sie hätten im Deutschkurs 12 oder 13 Punkte gehabt oder aber "in Deutsch immer eine Zwei" und Ähnliches.
Wie kann es sein, dass an deutschen Schulen Schüler die Hochschulreife erwerben und es offenbar an den Schulen weder erkannt noch in irgendeiner Form sanktioniert wird, dass die Betreffenden nicht in der Lage sind, drei aufeinanderfolgende fehlerfreie und verständliche Sätze zu schreiben (geschweige denn, eine ganze Seite)?
Für die Lehrenden an Hochschulen zahlt es sich in keiner Weise aus, auf diese Schwächen intensiv zu achten. Hohe Durchfallquoten werden in Akkreditierungsverfahren kritisch gesehen, und die Professoren werden aufgefordert, sich auf die "besonderen Herausforderungen" dann eben didaktisch einzustellen. ..." Prof. Dagmar Schütte, Kommunikationswissenschaftlerin, LB 26.3.12 FAZ
- Ganzseitenkampagne der sog. Landwirtschaftsministerin Aigner gegen Lebensmittelmüll; so eine ganze Seite kostet in der FAZ (eine ganze!) ca. 60.000 Euro! Schamlose Steuergeldverschwendung.
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