Mittwoch, 7. März 2012

Zwischen Nirwana und Wünsch-dir-was-Religion






Der Izumo-Taisha - ein sehr alter Großschrein. Man sparte nicht an Mühen und Mitteln, darin ähneln sich europäische und asiatische Sakralbauten. Auch die Richtung der Verehrung - nach oben - ist die gleiche. Doch fehlt den asiatischen Religionsphantasien die 'tiefinnige Gesinnung' und vor allem die protestantische Zuspitzung des 'einsamen Gotterlebens', die den westlichen Individualismus, entstanden in der altgriechischen Antike, vorantrieb.



Teruaki MATSUZAKI stellte am Japanischen Kulturinstitut in Köln "Ästhetik und Gestaltungsprinzipien der japanischen Architektur" vor.
Traditionell handele es sich um eine 'Bezüge-Architektur': am Berg, am Wasser, in der Ebene wird ein Bezug gesucht oder ein Übergang hergestellt. An den erhaltenen Schreinen ist das meist ein Berg, auf dem die vorgestellte Gottheit wohnt. Bei Wohnhäusern ist es eine Innen-Außen-Ambiguität, die beispielsweise durch Veranden und Ausblicke konstruiert wird.
In Großstädten treten solche Gestaltungsprinzipien allerdings bis zur völligen Aufgabe in den Hintergrund. Man kann hier vielleicht den japanischen Sykretismus erkennen, der recht wahllos Dinge aus dem Ausland übernimmt und vermischt, in der Geschichte vor allem aus China. Ob Shinto oder Buddha - der Japaner verbindet sie miteinander und veredelt das Rohmaterial durch den japanischen Geist und Perfektionismus. So meine Interpretation. Japan liegt am Ende der alten Seidenstraße, so fand nicht nur der indische Buddhismus seinen Weg auf die japanischen Inseln. Was in Kyoto ankam, verbreitete sich auf allen Inseln; es herrschte kein kultureller Wettbewerb, regionale Variationen entstanden nicht, obwohl das Land konkurrierende Regionalherrschaften besaß; Kyoto war tonangebend.

Keine Kommentare: