Dienstag, 10. April 2012
Hallo Pastor!
Lektüre für Gauck
- “Bundespräsident besucht Warschau: Gauck würdigt Polen als Land der Freiheit
Bundespräsident Gauck will die Beziehungen zwischen Deutschland und Polen weiter vertiefen. Er betonte, beide Länder verbinde der Kampf gegen die Diktatur in der Vergangenheit ebenso wie der Einsatz für die Demokratie heute. …” 1.4.12
Es ist ja vertretbar, daß Gauck seinen ersten Auslandsbesuch in Warschau abstattet. Mit anderen Ländern gibt es mehr Gemeinsamkeiten und weniger Demonstrationsbedarf. Aber muß gleich vom “Land der Freiheit” gesprochen werden?
Die polnische katholische Kirche und die SOLIDARNOSZ haben in Kooperation miteinander den entscheidenden Anstoß zur Überwindung der kommunistischen Diktatur gegeben, als die SPD noch mit dem Diktator Gierek segeln ging, Helmut Schmidt tat das stellvertretend. Diese antikommunistische Opposition ist zu würdigen, sie hat schließlich, unterstützt aus Amerika, zum Fall fast aller KP-Diktaturen geführt. Helmut Schmidt und sein Helfer Egon Bahr hätten also Grund gehabt, Gauck zu begleiten und sich für die destruktive Rolle der SPD in Warschau zu entschuldigen, besonders bei Tusk und Komorowski, die beide in der SOLIDARNOSZ aktiv waren und unter der SPD-Anwanzung an die Kommunisten zu leiden hatten. Der jetzige polnische Regierungschef und der Präsident Polens wurden damals von der SPD als destruktive Spinner angesehen.
Diese bedeutenden Aktivitäten besonders der SOLIDARNOSZ machten Polen freier und damit jeden einzelnen Bürger freier, und das verdient, gewürdigt zu werden. Ein Land der Freiheit wurde Polen dadurch aber leider noch nicht, denn die katholische Kirche verfolgte ihre eigenen Ziele; als Organisation ist sie selbst diktatorisch regiert und darauf aus, ihre Mitglieder und auch die Nichtmitglieder zu bevormunden. Die soziale Kontrolle ist in den katholischen Milieus recht hoch und in der halb klerikalfaschistischen Partei PIS haben die Bischöfe einen starken politischen Arm, im Sender MARYA ein landesweites klerikalfaschistisches Sprachrohr, das ihnen selbst manchmal peinlich ist. Bis zur individuell gesicherten und unbestrittenen Freiheit des einzelnen Bürgers - und das ist das A und O der Freiheit - hat die polnische Zivilgesellschaft aber noch eine Wegstrecke vor sich. Die Aussichten sind gut, aber Polen bereits jetzt als” Land der Freiheit" zu bezeichnen, verrät eine schwammige Begrifflichkeit.
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