Auf dem Monte Verità im schönen Tessin tummelten sich ab 1900 Lebensreformer aller Art
(Bild: Wiki.)
Ökofaschismus – das Wort liest man jetzt öfters mal. Was ist dran?
Die Grünen stammen alle aus der linken Ecke, sie kamen aus
dem Adorno-Seminar (Fischer), gingen in den SDS (Dutschke) und den KBW
(Trittin) etc. Rudolf Bahro kam später noch dazu aus der SBZ. Die ebenfalls
linken Spontis gesellten sich dazu (Fischer und Cohn-B.), Stadtindianer und
allerhand Anti-Fa-Grüppchen – alle antibürgerlich und „antifaschistisch“.
Insofern ist der Begriff völlig abwegig. Der Kampf gegen alles, was nicht links
ist, einigt sämtliche Gruppierungen der Grünen bis heute.
Doch teilen sie mit den Nazis den Bezug auf eine
selbstgestrickte Vorstellung von „Natur“, während sie die Kultur als spezifisch
menschliche Hervorbringung geringschätzen. Sie arbeiten überall daran, den
Menschen aus von ihnen bestimmten Gebieten auszusperren zugunsten von Tieren
und Pflanzen.
Den Nazis galt die Naturordnung ebenfalls als vorbildlich,
nämlich die unkultivierte Ordnung des tierischen Fressens und Gefressenwerdens
und die ungemilderte Dominanz des Alpha-Tiers, das alle anderen Tiere der
Gruppe beherrscht.
Allerdings blenden die Grünen die Barbarei der Naturprozesse
völlig aus und folgen einem Bild, das sie von Rousseau und der Zeitschrift
„Gartenlaube“ bezogen haben. Insofern sind ihre Motive alt, sie kommen schon im
19. Jahrhundert vor, in der deutschen Romantik bereits. Eichendorffs
„Taugenichts“ war es „wie ein ewiger Sonntag im Gemüte“, als er das Elternhaus
verließ und „ins freie Feld“ ging. Eichendorff wäre es aber nicht eingefallen,
ganze Gebiete für den menschlichen Zutritt zu sperren; hier zeigt sich die
totalitäre Seite der Grünen, die alles von der Energie-Erzeugung bis zum
Fleischverzehr, von der Hühnerhaltung bis zur Straßensperrung wegen
Krötenwanderung mit ihrer Ideologie überziehen und sich des Staates bedienen,
um ihren Natur-Phantasmagorien zu
dienen. Richard Löwenthal sprach im Hinblick auf 1968 vom „Romantischen
Rückfall“, so der Titel seiner Schrift; doch trifft das nur einen Teil der
Motivationen, weniger den aggressiven Geist, der da aus der Flasche entwich.
Auch als der rote Geist grün wurde, teilte sich ihm die Friedlichkeit der
frühen Vorläufer in der Wandervogelbewegung und der Reformgrüppchen auf dem Monte
Verità nicht mit. Der rote Kern blieb aggressiv. Es gibt durchaus SA-ähnliche
Stoßtrupps in der grünen Gemeinde, die gewalttätigen Tierschützer etwa und die
Felderverwüster gegen fortgeschrittene genetische Pflanzenveredelung, doch sind
sie bei aller Ähnlichkeit zur faschistischen Bodenideologie eher leninistisch
zu sehen. Sie begreifen sich als Avantgarde. Die Nazis waren zwar einerseits
wie die Grünen für einen konservativen ‚Nährstand’, doch waren sie keine Maschinenstürmer.
Nur am Rande, bei Freunden der Nazis wie Heidegger, gab es eine grundsätzliche
Technikfeindschaft wie bei Teilen der grünen Bewegung. In Bewegungen schillert
es ohnehin in viele Richtungen irrational, während in Parteien eher die
Rationalität der Machterlangung und der Machterhaltung dominiert.
Die Rede vom „Ökofaschismus“, den Begriff hat
interessanterweise der Marxist Andre Gorz im Hinblick auf den grünreaktionären
Konservatismus gemünzt, vermag also nicht zu überzeugen. Tendenziell totalitäre
Gesinnung und die Einsetzung des Staates für die eigene Ideologie sind überall
außerhalb des Liberalismus angewendet worden und sind dort seit jeher zuhause.
Links wie rechts und in ihren Vermischungen wie der „Konservativen Revolution“
und dem „nationalen Bolschewismus“.
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