Donnerstag, 6. September 2012

Hatte Töne




Einer der ersten Mauermorde

(Bild: Wiki.)




Dem Musikfreund Hegel verdanken wir die folgende Einsicht: " Die Musik z. B., welche es sich nur mit der ganz unbestimmten Bewegung des geistigen Innern, mit dem Tönen gleichsam der gedankenlosen Empfindung zu thun macht, hat wenigen oder keinen geistigen Stoff im Bewußtsein von Nöthen. Das musikalische Talent kündigt sich darum auch am meisten in sehr früher Jugend, bei noch leerem Kopfe und noch wenig bewegtem Gemüthe an; ... wie wir denn auch oft genug eine sehr große Virtuosität in musikalischer Composition und Vortrage neben bedeutender Dürftigkeit des Geistes und Charakters bestehen sehen.-" Hegel, Aesthetik I, S. 54 (Hotho)

Mit dem Geist beschäftigt sich Hegel logischerweise in einem anderen Buch, in seiner „Phänomenologie des Geistes“.

Ob Eisler die Hegel’sche Ästhetik kannte? Als Marxist wie seine Geschwister war er ja auch Hegelianer, wenn auch umgedreht. Eisler starb am 6. September 1962, in der sowjetisch besetzten Zone, die 1961 von den "rotlackierten Nazis" (Kurt Schumacher) eingemauert wurde. 
Eisler zog es früh zur Politik, zum Marxismus, wie seine Geschwister, allesamt Kinder eines Philosophen.
Musik macht nicht klug, klüger kann aber die Lebenserfahrung machen. Ob Eislers "Ernste(n) Gesänge(n)" von 1961/2 ihren Anstoß in der Einmauerung der SBZ und dem ersten Mauermord an Dieter Wohlfahrt im November 1961 bekam? Gut möglich, doch hielt sich Eisler mit jeder Kritik zurück. Er war zwar von Stalinisten bereits angegriffen worden (Abusch), doch ging es ihm nicht schlecht: er besaß Haus und Garten, wurde gespielt und konnte reisen. Für das Denken war er als Musiker ja, so Hegel, nicht direkt zuständig. Trotzdem kam in seinem letzten Werk die Forderung vor, der Mensch müsse endlich angstfrei leben können. Das war bereits seit Jahren und von Anfang an in der Bundesrepublik Deutschland verwirklicht, als in der SBZ noch die Stasi nach Belieben folterte und Peter Fechter am 17. August 1962 durch die Ulbricht-Schergen von der Mauer heruntergeschossen wurde. Der allzeit geschwätzige Eisler hat zu diesem besonders grausamen Verbrechen öffentlich nichts verlauten lassen.  Er wurde im September 1962 unweit Hegels Grab in Ostberlin beerdigt. Das hat Hegel nicht verdient. 

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