Samstag, 6. Oktober 2012

Viel Hallo um Halo








Wenn hier nicht der heilige Geist persönlich anwesend ist, dann halte ich den Papst für einen spiritistischen Hallodri






Brechungen und Spiegelungen des Lichts sind auffällig wie ein Regenbogen und recht reizvoll. Mit wenig Verstand und viel Glauben kann den Betrachter ein heiliger Schauder durchfahren. Mit viel Intelligenz und ebensoviel Glauben läßt sich daraus die Offenbarung des Johannes stricken. 

So viel Intelligenz besaß unsere Hilde nicht, enthielt doch ihre Heilkunst ein bißchen arg schlichte Rezepte: Wer ein krankes Herz hat, nehme einen Hyazinth und schlage damit das Kreuz über dem Herzen, und die Schmerzen werden verschwinden. Hat Dirk Bach wahrscheinlich nicht probiert. Hilde war aber durchtrieben und selbstbewußt genug, mit solchen Sperenzchen ihre mittelalterliche Welt teilweise zu beeindrucken. Und ihre Halo-Sucht benutzte sie geschickt, um sich selbst zu überzeugen und die Mystiksüchtigen in ihrem Umkreis noch dazu. Sie bot auch sonst allerlei:

>> "Ungewöhnliche Nachrichten über eure Gewohnheit gelangten zu uns: Eure Ordensfrauen tragen beim Psalmsingen lange, gelöste Haare, sie hüllen sich in Gewänder aus Seide, die bis zum Boden herabfallen, auf dem Kopf tragen sie Kronen aus Gold und ihre Finger schmücken goldene Ringe."

Die Äbtissin Tenxwind von Andernach kann die Empörung in ihrem Brief an Hildegard von Bingen kaum verbergen. Seidengewänder und goldene Kronen gehören nicht ins Kloster, sondern werden von den adeligen Frauen an den Fürstenhöfen getragen. Zudem ist Tenxwind entsetzt darüber, dass die Nonnen in Hildegards Kloster lange, gelöste Haare tragen und sich nicht an die vorgeschriebene Tonsur halten.

"Außerdem - und das scheint uns nicht weniger verwunderlich als all das - nehmt ihr in eure Gemeinschaft nur Frauen aus angesehenen, adeligen Familien auf. Wohingegen ihr Frauen mit weniger Vermögen und geringere Herkunft den Eintritt ins Kloster verweigert. Darüber sind wir überaus erstaunt, hat nicht Christus selbst arme Fischer und einfache Leute als Apostel auserwählt. Wir haben auch die Kirchenväter durchforstet und nirgendwo einen Beleg für eure Gewohnheiten gefunden." >>
(Rüdiger Achenbach, Die Klosterfrau und Prophetin aus der Sicht der religionsgeschichtlichen Forschung, Teil 3, 4.10.12, Manuskript im DLF nachzulesen)

Mit Dieter Bohlen zusammen wäre sie Deutschlands Superstar geworden, aber ohne Bohlen wurde sie erst einmal lange vergessen. Die rationalen Theologen der Scholastik behielten die Oberhand. Aber römisch-katholische Dunkelmänner gruben die adelsstolze Schamanin wieder aus, und der Chef aller römisch-katholischen Dunkelmänner befördert sie heute zur Kirchenlehrerin. Das ist die Stärke der Katholen: Zwielichtiges Spektakel gekonnt zu inszenieren. Das kann Benedikt noch besser als Bohlen. 

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