Samstag, 3. November 2012

Schumann an Yun








Wenn es in der Kultur um die Herstellung möglichst schöner Fiktionen geht, dann hält die Kulturabteilung MUSIK sicher einen Spitzenplatz inne. Daher auch der Ausdruck "himmlische Musik", obwohl es ja auch höllische Musik gibt, die zum Beispiel auf harten Bänken in B. erlitten werden kann.  
Zur schönen Musik haben sicher Robert Schumann und Isang Yun beigetragen, und der Deutschkoreaner Isang Enters präsentiert deren Stücke für Cello und Klavier zusammen mit dem Pianisten Andreas Hering. Eine gelungene Zusammenstellung, der asiatische Neutöner steuert den melodiösen Romantiker gut aus, wobei Enders den Yun nicht zu spröde und den Schumann nicht zu melodieselig spielt. 

Fiktionen gelungen, kann man also konstatieren. Die Musik auf ihrer archaisch-abstrakten Ebene ist ohnehin besonders fiktionsfreundlich, fast nichts ist da unmöglich, weil irdische Realitäten nicht vorkommen. Schillers Diktum, luftig frei seien die Gedanken, doch hart im Raume stießen sich die Sachen, trifft für die Musik in gesteigerter Form zu. Die musikalische Grammatik ist zwar nicht grenzenlos und noch weniger frei ist das menschliche Gehör, aber die musikalische Vielfalt übertrifft die der anderen Kulturabteilungen, die durch die Bedeutungen der Wörter und deren Verweis auf die Sachen gebunden sind. Daher ist in der unkonkreten Musik viel mehr Konsensmöglichkeit angelegt als in der Sprach- und Sprechkultur. Scatgesang vereint Sänger, wo Texte vereinzeln würden. Ohne sich sprachlich verständigen können, können Musiker sehr wohl gut zusammenspielen. Zwar kennt auch Musikrezeption kulturelle Grenzen, doch ist erstaunlich, wie weit die Rezeption klassischer Musik, insbesondere der Wiener Klassik, verbreitet ist. Beethoven und Mozart hört man überall zwischen Tokyo und Moskau, besonders viel im Fernen Osten, woher auch inzwischen zahlreiche Virtuosen stammen. 

Enders allerdings wurde in Frankfurt geboren und absolvierte Ausbildung und Karriere in Deutschland. Benannt ist er jedoch nach dem Komponisten Yun, der nach Deutschland emigrierte. In Korea hatten sich die Sachen hart gestoßen.   

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