Sonntag, 9. Dezember 2012

Unter Primaten



Der Neid-Versuch
Die beiden Kapuzineraffen, die Frans de Waal hier mit Frau Brosnan vorstellt, gehören zur selben Gruppe. (youtube.com/watch?v=g8mynrRd7Ak)



Der große Gerechte unter den Deutschen

Gerecht, wird SPD-Kanzlerkandidat Steinbrück denken. Gerechte 25.000 € bekam er für einen “Atrium-Talk” der Bochumer SPD-Stadtwerke. Nur gerecht, daß die Bochumer Strom- und Wasserverbraucher für den großen Gerechten zahlen, der jetzt die GERECHTIGKEIT zum Hauptthema seines Kanzlerwahlkampfs erkoren hat.
Althochdeutsch ‘gireht’ bedeutete soviel wie ‘gerade’, ‘geradlinig’, mittelhochdeutsch ‘gereht’ etwa gerade, recht (zu Gegenbegriff ‘links’), richtig und passend, so belehrt uns die Etymologie des Dudens.
Erst langsam wird die GERECHTIGKEIT zu einem abstrakten Kampfbegriff, in den alle möglichen Religionen und Parteien hineinlegen, was sie hineinlegen wollen.
Dem Hindu erscheint die Kastenordnung ‘gerecht’, die der Christ aber als ‘ungerecht’ ablehnt, dem Mohammedaner gilt die Unterordnung der Frau als richtig, dem Lutheraner aber nicht.
“Gleicher Lohn für gleiche Arbeit” gilt den Gewerkschaften als ‘gerecht’. Aber wer könnte so daherschwätzen wie Steinbrück und dafür 25.000 € dafür beanspruchen? 

Es gibt da ein Meßproblem, und dieses Problem ist leider fast überall unlösbar, wo es keine Akkordarbeit gibt. Dort gibt es für eine bestimmte Stückzahl pro Zeiteinheit einen bestimmten Lohn unabhängig von der Person. Wer 14 Jahre für eine Symphonie braucht wie Brahms (die 1.), hat ein Problem. Was wäre da eine ‘gerechte’ Entlohnung?
200 Mio. für Madonnas Piepsstimmenrevue? Je abstrakter Produkt und Tätigkeit, desto unlösbarer das Problem einer ‘gerechten’ Bewertung.
Daher ist es sinnvoll, die Nachfrager den Preis bestimmen zu lassen, auch wenn es lächerlich ist, einem Fußballer 5 Mio. jährlich zu zahlen.
Problematischer wird es, wenn Neid geschürt wird, denn dafür sind Primaten anfällig. In dem eindrucksvollen Kurzfilm oben wird gut sichtbar, wie sich Primaten in ihrer Gruppe verhalten, wenn andere, denen sie sich gleich dünken, mehr erhalten als sie selbst. Lieber bekommen sie gar nichts, denn weniger als andere. (Vgl. Frans de Waal, Ockenfels u.a.) 

Diese irrationale Eigenschaft von Primaten läßt sich religiös und politisch gut ausbeuten. Siehe Steinbrück. Der will natürlich mit seinen 25.000 € (1,5 Mio. Redehonorar p.a.) der Gruppenhäuptling sein. Und geht dewegen auf die Neid-Tour.

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