Mittwoch, 6. Februar 2013

Neue Fatwa in Indien





Band 10 erscheint im Frühjahr - mir ist der Deschner etwas zu
eifrig, aber was er zusammengetragen hat, ist beachtlich






Nach dem Todesurteil gegen Salman Rushdie hat man in dieser Hinsicht länger nichts gehört aus Kaschmir. Jetzt hat der oberste Großmufti die einzige indische Mädchen-Rockgruppe verboten. 
Indien bleibt also befangen in kultureller Steinzeit, ob mit hinduistischem, buddhistischem oder islamistischem Vorzeichen. In Europa kann man sich freuen, daß die Kirchenkiller durch die Aufklärung gezähmt wurden. 
Großmufti Ahmad bezeichnete das Auftreten der Frauen in der Öffentlichkeit als "unislamisch", man könne keine Gesellschaft aufbauen, so lange "unislamische" Dinge getan würden. So haben zu aller Zeit und überall religiöse Dunkelmänner argumentiert, und sie haben ihre Ideologie mit Mord und Totschlag durchgesetzt. Karl Heinz Deschner hat zur "Kriminalgeschichte des Christentums" zehn Bände vorgelegt. Für die Sozialutopiegläubigen liegt u.a. das SCHWARZBUCH DES KOMMUNISMUS vor. Der Kern aller Gläubigkeit, ob sie nun an einen Erlöser im Himmel, den Sozialismus oder den Nationalismus glauben, ist die Überzeugung einer "Wahrheit", wo es sich nur um Vermutungswissen, relatives Wissen und vorläufiges Wissen handelt. Es hat sich eingebürgert, von der Theologie herkommend, von "wahr" und "falsch" zu sprechen. Bei einfachen Sachverhalten stellt das auch kein Problem dar. Jeder kann eine Tür als "offen" oder "geschlossen" erkennen. Aber stets geht damit die Gefahr der Übertragung auf komplexe oder gar kulturelle Sachverhalte einher. Und es sei nur an den Streit über den Welle-Teilchen-Charakter des Lichts erinnert. Es hat sich herausgestellt, daß beides richtig ist, je nach Beobachtungsperspektive.
Sinnvoll ist es daher, im Bereich der Natur und der Naturwissenschaften von hypothetisch, "vorläufig richtig" und von "falsch" zu sprechen, in der kulturellen Sphäre aber von "sinnvoll" oder "sinnlos" und im Feld der hochabstrakten Vermutungen und irrealen Annahmen von "gläubig" und "abergläubisch". Der theologische Trick der "Offenbarung" muß jedoch immer als abzuweisender Machtanspruch gelten.  Der menschenfreundliche Gläubige kann natürlich seinem Glauben anhängen, so lange er das anderen Gläubigen ebenfalls zugesteht. Das kann durchaus fruchtbar sein, wie Entwicklung des Christentums auch zeigt. Dazu gehört dann aber der Verzicht auf Gebote und Verbote für andere, Nichtgläubige. Eine Gesellschaft wird nicht aufgebaut von Einzelnen, auch nicht von Diktatoren. Gesellschaften entwickeln sich in der Zeit und wandeln sich durch Aktionen und Kommunikationen. Diktatoren können dabei einen großen Einfluß ausüben, indem sie Aktionen und Kommunikationen behindern oder sogar zeitweilig blockieren. Dies können besonders wirksam religiöse Diktatoren mit einschneidenden, religiös motivierten Alltagsregeln, etwa die Einsperrung der Frauen, und durch soziale Kontrolle in allen Bereichen im Rahmen einer "Rechtsreligion". Die sog. "Fatwa" ist nichts anderes als das "Rechtsgutachten" eines Klerikers. Damit können Priester das geistige Leben von Gesellschaften jahrhundertelang blockieren. Daher die erbärmliche Unterentwicklung nicht nur in Kaschmir.

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