Nordkoreanische Familiensache
60 Jahre Nordkorea feierte die Diktatur 2008. Fünfundzwanzigtausend Kinder formten Bilder mit Klapptafeln: das Arirang-Festival in Pjöngjang, das größte Massensynchronspektakel der Welt.
Vor einem Jahr hielt Walter Klitz, der Nordkorea-Kenner der Friedrich-Naumann-Stiftung, einen Vortrag "Individualismus und Kollektivismus am Beispiel Nordkoreas". Er stellte insbesondere heraus, daß hinter den Kims stets eine große Familie steht, auf die sich der jeweilige Diktator stützt, der er aber auch verpflichtet ist, insbesondere den Senioren. Das leuchtet ein, denn im gesamten Orient spielt die Familie eine große Rolle und die Seniorität ebenfalls. Was der jetzige Diktatoren-Lehrling KIM Jong-Un derzeit veranstaltet, dürfte also kein Solo sein, sondern eine Familienaufführung. Wahrscheinlich hat sie innenpolitische Gründe, denn die Familienherrschaft über das Land ist nicht mehr so sicher, seit der große Pate China eine Art asiatische Marktwirtschaft eingeführt hat. Möglicherweise hat der junge Bursche auch eine Lockerung im Auge, weil der Austausch mit China natürlich Nachrichten über das neue China nach Nordkorea bringt. Und die können für diese spartanische Diktatur gefährlich werden. Reformen nach dem chinesischen Vorbild wollen die alten Familienstrategen sich aber vermutlich nicht vorstellen. Das Herumfuchteln mit Krieg schließt jedenfalls die Reihen hinter der Führung noch enger. Was das Ziel sein dürfte, um die Straflager weiter so zu führen, wie der Film “Camp 14” vorführt (s.u.)
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Ein nordkoreanischer Kaspar Hauser erzählt
FAZ 10.11.2012 · Wer eine Meinung hat, wird erschossen: Der Dokumentarfilm „Camp 14“ schaut in Kim Jong-Uns Straflager. Hinter dem Zaun liegt eine Welt ohne Moral, Schuldgefühl oder Empathie.>>
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