Mittwoch, 29. Mai 2013

Eigenschaften



Der Bahnarbeiter Phineas Gage schoß sich 1848 bei einem Unfall eine große Eisenstange durch den Schädel. Schon nach Minuten konnte er wieder sprechen und nach einer Stunde sogar gestützt laufen. Er überlebte das schreckliche Ereignis nicht nur, er war sogar nach zwei Monaten wieder gesund und arbeitsfähig. Die entsprechenden Gehirnteile waren unverletzt geblieben, doch andere wurden zerstört. Gages Verhalten änderte sich stark. Der Hirnforscher Antonio Damasio bespricht den Fall ausführlich in seinem Buch „Descartes’ Irrtum“.
(Digitale Rekonstruktion bei Wiki.) 

Leben ist geordnet. Beim Aufbau eines neuen Lebewesens bauen viele Informationen vielfältige und zahlreiche Ordnungsprozesse auf. Im Falle des Menschen ist ihre Zahl astronomisch hoch und unüberschaubar. Nur durch ständige spezifische Energiezufuhr können diese Prozesse unterhalten werden. Der Körper regelt das weitgehend unbewußt. Auch der Verkehr mit der äußeren Umwelt verlangt nach Ordnungsprinzipien, die sich weitgehend intuitiv herstellen:
„Nach eigenschaftspsychologischer Auffassung erzeugen Eigenschaften stabile Beziehungen zwischen den Situationen und den Reaktionen einer Person. Eigenschaften werden (…) als Verhaltensdispositionen betrachtet.“
Jens B. Asendorpf, Psychologie der Persönlichkeit, S. 36

Hier dürfte das Fundament individueller Identität angesprochen sein. Würden die Eigenschaften regellos wechseln, ginge nicht nur dem Handelnden die Orientierung verloren, er würde auch von anderen Handelnden nicht akzeptiert werden.

Endlich gilt auch, daß alle Körper zu einem niedrigeren energetischen Zustand zurückkehren.
Mit Gryphius:
Was jetzt noch prächtig blüht, soll bald zertreten werden.
Was jetzt so pocht und trotzt, ist morgen Asch’ und Bein,
Nichts ist, das ewig sei, kein Erz, kein Marmorstein.
(Es ist alles eitel)


Entropie, Wandlung, Wandlungsgehalt heißt’s in der Physik.
Energetisch günstiger und stabiler Zustand bei stark reduzierter Informationsmenge.

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