Montag, 6. Mai 2013

Kopfverderber






Keine Kirmes auf der Frühlingswiese - prima





Doch ich kehre zum Zusammenleben der Bürger zurück.
Der Älteste steht (wie ich gesagt habe) der Familie vor. Die Gattinnen dienen den Ehemännern, die Kinder den Eltern, überhaupt die Jüngeren den Älteren.
Jede Stadt ist in vier gleiche Abteilungen geteilt. In der Mitte jeder Abteilung ist ein allgemeiner Markt. Dorthin werden in gewisse Gebäude die Arbeitsprodukte aller Familien gebracht, dann werden die verschiedenen einzelnen Gattungen in Magazine sortiert gelagert. Von dort holt jeder Familienvater, was er und die Seinen nötig haben, und nimmt es ohne Geld und ohne irgendwelche Gegenleistung an sich.”   Thomas Morus, Utopia, III/9, Die Versorgung der Bevölkerung.

Ist doch ganz einfach. Sozusagen quadratisch, praktisch, gut. Alle traditionalen Gesellschaften sind so organisiert. Der Chef steht an der Spitze und regelt nach Art der Familie alles so, wie ihn gutdünkt. Aber neu ist hier: Alle kriegen umsonst, was sie brauchen. Im Singular: “Soviel du brauchst”.
War das nicht gerade das Motto der evangelischen Kirmes? Aber ja. Der “Garten Eden” hat die Idee geliefert, und das Christentum hat sie ausgebaut, besonders in den Schriften des Ex-Benediktiners Morus und des Dominikaners Campanella (“Der Sonnenstaat”). Sie haben den Sozialismus begründet und Marx und die Seinen haben ihn weiter systematisiert. Judentum und Islam haben kein Problem mit den Reichen. Das Gleiche gilt auch für nichtjüdische Religionen.
Luther hat sich in seiner Staatsschrift “Über die Berechtigung weltlicher Obrigkeit” keine sozialistischen Gedanken gemacht, weswegen es bei den amerikanischen Protestanten bis heute fast keine sozialistischen Neigungen gibt. Den deutschen Lutheranern ist dagegen im 21. Jahrhundert fast nur das sozialistische Gedankengut geblieben. Das wird sie wohl vor der weiteren Schrumpfung nicht retten, aber dem realistischen Denken in Deutschland weiter schaden.  
Realismus fragt nach den Ergebnissen von Handeln und geilt sich nicht an Dogmen und Neidpropaganda auf.  

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