Wo die wilden Wasser rauschen und die Eidgenössische Technische Hochschule (ETH Zürich) steht
Die Sozialwissenschaften transportieren nur Vermutungswissen und Interpretationen der Wirklichkeit. Dabei wird viel Blödsinn produziert. Die Soziologie steht da vielleicht an der Spitze. Gelegentlich fällt aber Interessantes ab. So berichtet Kaube in der FAZ von einem Bielefelder Vortrag des Bonner Soziologen Rudolf Stichweh über kleine Republiken.(3.07.2013 "Unumwerfbare Schweiz")
Der Titel bezieht sich auf den Ausdruck “bottom-heavy”, den der US-Historiker Jonathan Steinberg auf die Schweiz münzte. Den Vortrag hielt Rudolf Stichweh zur Verabschiedung von Bettina Heintz, die einen Ruf in ihre Schweizer Heimat nach Luzern angenommen hat, obwohl sie noch gar nicht lange in Bielefeld gelehrt hat und erst vor zwei Jahren, auf Vorschlag ihres Schweizer Landsmanns und emeritierten Bielefelder Kollegen Franz-Xaver Kaufmann, Mitglied der NRW-Akademie der Wiss. wurde.
Schweizer halten halt mehr zusammen als, sagen wir, Deutsche. Ist der Schweizer “Geimeinschaftsglaube” (Max Weber) stärker? Das wird aus vielen Gründen so sein, Stichweh lenkte die Aufmerksamkeit u.a. auf die ungewöhnlich kleine Durchschnittseinwohnerzahl. Die kleine Einwohnerzahl stellt den “bottom”, den schweren Boden dar, denn dadurch wird das Gewicht der Gemeinde größer, es wird weniger von oben, gar von einer Superbürokratie wie Brüssel in das Gemeindeleben hineingedrückt. Die Machtpyramide steht auf der Grundfläche, nicht auf der Spitze wie in Deutschland und Frankreich. Damit dürften eine Reihe von Folgen verbunden sein. Zunächst die Repräsentativregierung aus allen Parteien, die die Gräben zwischen den Parteien nicht zu tief werden läßt. Und eine gewisse Verlangsamung scheint dieser Regierungsform inhärent zu sein. Auch in großen Gemeinden wie Zürich hält sich der Wandel in Grenzen. Seit seiner Jugend habe sich auf der Bahnhofsstraße nicht sehr viel geändert, sagte der emeritierte Zürcher Kaufmann. Darin liegt ein Versicherungs- und Beruhigungspotential für den Bürger angesichts vieler Neuerungen ansonsten. Die Grundschule am Ort unterstützt das. Soviel Luxus muß sein. Sparen kann man an unqualifizierten Einwanderern. Und auch die Steuerlast wird mehr von unten als von oben gesteuert. Ab Montag, so der Steuerzahlerbund heute, dürfen die Deutschen, rein rechnerisch, für ihre private Haushaltskasse arbeiten. Wer alle Steuern und Abgaben berücksichtigt, bekommt jeden Monat rund 60% vom Staat abgezogen. Da sind in der Schweiz die Gemeinden und Kantone vor. Diese Basisrechte bedeuten aber auch im wichtigsten Punkt eine große Hürde für die Zentrale: Polit-Schurken und Ganoven haben es schwerer, die Staatsmaschine zu kapern und für ihre Zwecke einzusetzen. Das ist nicht in Gold aufzuwiegen.
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