Montag, 22. Juli 2013

Von der Kindstaufe bis zum CO2 stellen die Ethiker ihre Fallen auf





Th. Manns grandiose Mose-Erzählung bei youtube.com/watch?v=BWUFcjSV4AE

Dort mit Graphiken eingestellt und gelesen von Dieter Hattrup. Da kann man sich nur bedanken!


“Das Volk der Franken galt bei den Römern als kühn und mutig, wild und frei. Angeführt wurden sie von Königen aus dem Geschlecht der Merowinger, jenen langhaarigen, blutrünstigen Kriegern, die nie an ihrer göttlichen Abstammung zweifelten.
Doch die Merowinger verfügten auch über andere Qualitäten, wie sonst hätte Chlodwig I. ein riesiges, geeintes, christliches Frankenreich schaffen können, das für Franzosen und Deutsche gleichermaßen den Ursprung ihrer Geschichte markiert”, so hieß es in einer Erinnerung an Chlodwig im DLF 2011. Chlodwig starb 511, nachdem er viele Schlachten gewonnen, ganz Gallien unter seine Herrschaft gebracht, die anderen fränkischen Könige einschließlich seiner Verwandten ausgerottet hatte und mit dem Beitritt zur Reichskirche die katholische Dominanz in Europa befestigte.
Wie fromm war Chlodwig? Na, mindestens so fromm wie Konstantin, Karl der Grobe oder Hugo Capet. Oder Luther im Bauernkrieg.
Religionsbezug, Moral und Ethik sind, das zeigen diese Beispiele wie viele, viele andere, sekundär bei Primaten, sie sind, sozusagen, Sonntagssache. In allen Religionen und Nichtreligionen gibt es aber friedfertige und verträgliche Menschen; Gefahr droht immer von den Männern, den Gläubigen und Ungläubigen, die mit ihrem androgenen Aggressionspotential zur Gewalt neigen. Frauen sind schon durch das Hormon Oxytocin friedfertiger.
Alle Ethnien und Gruppen bilden Regeln aus zur Binnenbefriedung, aufbauend auf dem stammesgeschichtlichen Erbe, mit stärkerem oder schwächerem Götterbezug. Wie das ungefähr zugeht, hat Th. Mann in seiner Mose-Erzählung „Das Gesetz“ gestaltet. Die Ethik kommt ins Spiel, wenn eine Priesterkaste sich zu einer größeren Organisation entwickelt hat und eigene Machtansprüche stellt. Die Priesterkaste verbündet sich in der Regel mit den Schwertträgern, wie man das auch heute noch besonders gut in Saudi-Arabien sehen kann. In modernen westlichen Staaten hat sich eine Philosophenkaste aus der Priesterkaste abgespalten, die ebenfalls Geld und Geltung haben will. Dadurch gibt es inzwischen ein Überangebot an Ethiken, wodurch Max Stirner zu seiner Kampfschrift „Der Einzige und sein Eigentum“ angeregt wurde:
„Was soll nicht alles Meine Sache sein! Vor allem die gute Sache, dann die Sache Gottes, die Sache der Menschheit, der Wahrheit, der Freiheit, der Humanität, der Gerechtigkeit; ferner die Sache Meines Volkes, Meines Fürsten, Meines Vaterlandes; endlich gar die Sache des Geistes und tausend andere Sachen. Nur Meine Sache soll niemals Meine Sache sein. »Pfui über den Egoisten, der nur an sich denkt!« “
Instinktiv nimmt Stirner an, daß das stammesgeschichtliche Erbe und die individualgenetischen Vorgaben in der Hauptsache ausreichen zur Friedlichkeit. Er verweigert Papst, Fürst und Hegel die ethische Gefolgschaft. Sein Instinkt ist nicht falsch: ein entsprechend veranlagter katholischer Pfarrer kann ein übler Sexualverbrecher und Sadist sein, ebenso wie ein buddhistischer Mönch ein Verfolger und Totschläger (Birma derzeit), der Dalai Lama ein Mordinspirierer, hört man, und ein frommer Zisterzienser wie Bernhard von Clairvaux ein Kriegstreiber.
Säkulare Ethiker wie Habermas haben ebenfalls einen starken Geistesherrschaftsanspruch und üben ihn über Seminar, Medien, Telefon und Faxgerät aus. Es ist daher sinnvoll, daß der Einzelne den Anspruch einer generellen Ethik abweist und auf Grundregeln setzt, die in der Gesellschaft mühsam ausgehandelt werden und Gesetzesform finden. Möglichst wenig soll sich ein Individuum in der schlimmen Lage befinden, in der sich jüngst eine Schwangere in Irland befand: eine üble katholische Priestermischpoke mit verbrecherischem Herrschaftsanspruch verhinderte über ihre Agenturen, daß Ärzte der Frau lebensrettend halfen. Sie starb. Derweil mimt der oberste Fürst dieser römischen Organisation den netten Mann in Rom und Brasilien.
Dem freien Bürger geht es darum, möglichst wenig bevormundet zu werden durch Politiker, Priester und Ethiker. Innerhalb der Regeln. Für sein Leben muß er ansonsten seinen eigenen Weg finden, der zu seiner Persönlichkeit paßt: als eine individuelle Frau, als ein individueller Mann - viele Spielarten gibt es da schon allein genetisch bedingt - nichts ist ungleicher als der Mensch. Sein individuelles Eigentum vom Körper bis zu seinen Dingen, seine Eigentümlichkeit im weitesten Sinne, will er beschützt und bewahrt wissen.
Da die meisten Ethiker stets auf der Suche nach neuen Herrschaftsfeldern sind, ist dies kein einfaches Unterfangen. Von der religiösen Zwangsrekrutierung als Kind bis zum CO2-Aberglauben lauern ihm die Ethiker überall auf, stellen Fallen und wollen über ihn herrschen.
Wünschen wir dem freien Geist viel Mut und Glück!  

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