Donnerstag, 3. Oktober 2013

Artung und Entartung




Glarner Landsgemeinde (Schweiz) 2006 - wie seinerzeit in Athen 


(Foto: M. Schlumpf / Wiki.)






“die natürliche grazie der stellung entartet in eine beugung”, 
oder “wie könnten ihre kinder entarten”, wird Schiller bei den Grimms zitiert; 
oder Klopstock:
“entartet Romulus enkel, und gleicht bei dem wollustmahle dem thier”;
und weitere Beispiele aus dem Grimm: “dieses streben entartete zu geheimniskrämerei”, “entartete mutter”, “von ihrer guten eigenschaft entartet”, “der stamm entartet” u.a.m.


Der Medienkritik entnahm ich, daß ein Fernsehfuzzi dem Vorsitzenden Lucke der ALTERNATIVE für DEUTSCHLAND (AfD) vorwarf, er habe das Verb “entarten” gebraucht; das hätten die Nazis erfunden und daran könne man ersehen, daß Lucke und seine Partei … u.s.w., was Fernsehfuzzis in diesem Zusammenhang so an Blödsinn ausstoßen.


Das Medium Fernsehen ist ein Massenformat mit dem entsprechenden Niveau.Und dieses Niveau bewegt sich ständig weiter nach unten. Darin liegt auch seine propagandistische Kraft für die herrschende Kaste der Chefredakteure. 
Im antiken Athen waren etwa 20% der Bürger wahlberechtigt, Versammlungen und Debatten wurden auf dem Versammlungsplatz, der Agora, veranstaltet. Jeder konnte die Kandidaten hören, sehen und persönlich befragen.

In der Übertragung der Demokratie auf große Flächenstaaten liegt ein sehr großes Entartungspotential, dem nur durch Bürgerbegehren vor Ort und große regionale Selbständigkeiten wie in der Schweiz und den USA begegnet werden kann. Die repräsentative Demokratie mit dem 4-Jahre-Blankoscheck in einem großen Flächenland ist in jedem Fall eine schwerwiegende Entartungsform der Demokratie. Sie ermöglicht auch die mächtige Große-Bruder-Kaste der Chefredakteure, die, selbst ungewählt, die Themen der Politik allein schon durch die Nachrichtenauswahl bestimmen. Jeden Tag. Ungewählt. Selbstherrlich und arrogant.

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