Nicht gerade ein Wohlfühlbau, dieser neoklassizistische Klotz der FED in Washington
Wirtschaft ist eine Weichwissenschaft. Etwas Genaues weiß man nicht. Da hilft auch keine Mathematik. Aber Erfahrungswerte gibt es schon. Die Entwicklung des katholischen Südamerikas und des calvinistisch-protestantischen Nordamerikas in den letzten 250 Jahren spricht Bände. Die Wirtschaftsbedingungen ändern sich immer wieder und die Rezepte von gestern können überholt sein. Aber etwas Genaues weiß man nicht. Schon gar nicht in der Gegenwart. Das Gesamtgefüge einer Wirtschaft ist nicht einfach zu erfassen. Unübersehbar viele Faktoren spielen eine Rolle. Ein Gesicht dagegen läßt sich gut erkennen. Das bricht die Komplexität herunter. Es an der Spitze der großen amerikanischen Zentralbank FED demnächst ein neues Gesicht: Janet Yellen. Allerdings kennt man sie schon als die Stellvertreterin des jetzigen Chefs, Helikopter-Ben. Den Namen verdankt er seiner Ankündigung bei Amtsantritt, er werde notfalls Dollarscheine mit dem Hubschrauber abwerfen, um die Liquidität zu sichern. Yellen soll die engste Mitarbeiterin Bernankes sein, man muß dann wohl mit einer Geldbomber-Janet rechnen, die Geldkisten abwerfen will, wenn sie große Probleme sähe. Das letzte große Problem hat sie allerdings nicht gesehen, als ein Kongreß-Ausschuß sie befragte, ob sie im Zusammenhang mit der Immobilienkrise in Kalifornien und anderen Staaten bei den Kreditverbriefungspaketen größere Schwierigkeiten erwarte – sie verneinte das. Und irrte sich damit sehr schlimm. Empfiehlt sie dieser gigantische Irrtum für den Chefposten? Wohl nicht.
Die Kreditverbriefungspakete waren alle sauber gerechnet, jeder konnte das auf 500 Seiten in Ruhe überprüfen. Besonders ja Beamte der FED, die für solche Arbeiten gut bezahlt werden und nicht unter Zeitdruck stehen. Auf ihre Befragung wird sich die gescheite Yellen bestimmt auch gut vorbereitet haben. Woher dann der Irrtum? Man darf vermuten, daß ihr geschultes Gehirn die Komplexität der Kreditverbriefungspakete und ihr Weg in die Banken weltweit nicht begriffen hat.
Nehmen wir dagegen Dolly Doleys aus Ohio hinter dem Wald. Drei Kinder, Ehemann Fernfahrer, mennonitische Wurzeln im niederrheinischen Krefeld, nach der Highschool Hausfrau und Mutter. Was hätte sie dem Ausschuß gesagt? Vermutlich, daß sie die Kreditverbriefungspakete nicht verstünde und für Teufelswerk hielte. Eine sehr schlichte Beurteilung, zweifellos. Im Ergebnis aber wesentlich zutreffender als das Urteil der Expertin Yellen mit ihrer großen akademischen und politökonomischen Karriere. Dabei hatte Yellen auch noch den Rat ihres berühmten Ökonomienobelpreisträger-Ehemannes Akerlof zur Verfügung und den ihres Sohnes, der ebenfalls Volkswirt ist. Die ganze Ökonomenfamilie hat sie nicht begriffen, die Kreditverbriefungspakete und ihre globalen Folgen. Nicht schlimm. Auch der Bonner Ökonom und Akademiemitglied Urs Schweizer hat nach eigenem Bekunden die Kreditverbriefungspakete nicht verstanden. Aber er hätte das dem Ausschuß gesagt. Deutlich. Vielleicht hätte das etwas geändert.
Ich würde daher für die FED-Spitze nicht Yellen empfehlen, sondern Dolly Doleys aus Ohio und Urs Schweizer aus Bonn. Hello, Dolly!
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