Freitag, 18. April 2014

Die Sache mit der Bildung










Hermann Hesses UNTERM RAD - ein Bildungsstoff? Zumindest kann man in der Oberstufe etwas daraus machen in einer Sequenz mit neurowissenschaftlicher Fundierung.




“A genome-wide association study (GWAS) of educational attainment was conducted in a discovery sample of 101,069 individuals and a replication sample of 25,490. Three independent single-nucleotide polymorphisms (SNPs) are genome-wide significant (rs9320913, rs11584700, rs4851266), and all three replicate. Estimated effects sizes are small (coefficient of determinationR2 ≈ 0.02%), approximately 1 month of schooling per allele. A linear polygenic score from all measured SNPs accounts for ≈2% of the variance in both educational attainment and cognitive function. Genes in the region of the loci have previously been associated with health, cognitive, and central nervous system phenotypes, and bioinformatics analyses suggest the involvement of the anterior caudate nucleus. These findings provide promising candidate SNPs for follow-up work, and our effect size estimates can anchor power analyses in social-science genetics.

In der FAZ v. 5.6.13 war zu lesen:

Bildungserfolg geht im Genom unter

Eine zweiseitige Zusammenfassung der bisher größten Genomstudie über den Zusammenhang von sozialen Merkmalen und Erbanlagen ist in der Online-Ausgabe der Zeitschrift "Science" (doi: 10.1126/science. 1235488) veröffentlicht worden. In der genomweiten Assoziationsstudie wurde auf der Datenlage von 54 Untersuchungen aus fünfzehn Ländern nach speziellen Genvarianten gesucht, die den Bildungserfolg - gemessen in Schuljahren - beeinflussen könnten. Ermittelt wurden nach der Auswertung von Gensequenzen von 125 000 Individuen kaukasischer Herkunft (weiße Amerikaner) drei Einzelnukleotid-Mutationen. Ihr Effekt ist aber gering. Verglichen mit dem Wildtyp verlängern sie den Wissenschaftlern zufolge die Schulbildung lediglich um einen Monat.”  

Frankfurter Allgemeine Zeitung, 05.06.2013

Wo in der Inhaltsangabe der Autoren von “schooling”, “educational attainment and cognitive function” die Rede ist, steht beim FAZ-Redakteur “Bildungserfolg” und “Schulbildung”.

Bildet die Schule? Eher verbildet sie, denn die Lerngegenstände haben Lehrer ausgesucht mit ihrer ganz speziellen Weltsicht und ihrer Beamtenerfahrung. Zudem findet das Lernen dort nach der Rasenmähermethode statt: eine Größe für alle, für alle das gleiche.

Bildet Lernen? Zumindest werden Gehirnzellverbindungen (Synapsen) gebildet, die Bildung nicht ausschließen.
Aber das Bildungskonzept der Goethezeit - von dort stammt der Begriff - meint ein individuelles Reifen des Menschen in der Begegnung mit Bildungsstoffen. Es handelt sich um eine willentliche Arbeit, die eine Person an sich selbst vornimmt, gleich einem Bildhauer, der eine Figur ‘bildet’. In einer Xenie formulierten
Goethe und Schiller:

Zur Nation euch zu bilden, ihr hoffet es, Deutsche, vergebens;
Bildet, ihr könnt es, dafür freier zu Menschen euch aus.
(Xenien, Deutscher Nationalcharakter)

Wie weit dieses Bildungsprogramm individuell möglich erscheint, ist die Frage. Am Ende steht ein Zufallsresultat aus angeborener Begabung, elterlicher Erziehung und gesellschaftlichen Einflüssen, zu denen auch die Schule gehört. Immerhin kann die Verfügbarkeit von Stoffen, die die Selbstkenntnis, die Selbstdisziplinierung und die Lebensplanung erleichtern, auch der ‘Selbstbildung’ dienlich sein.  


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