Sonntag, 25. Januar 2015

Lord und Lawrow







So stellt man sich doch einen freundlichen, friedfertigen und ehrlichen Diplomaten vor, der Klartext redet - Lord Francis Bertie, stellvertretender Staatssekretär im Außenamt, dann Botschafter in Paris 1905-1918. Berufsmäßiger Deutschenhasser.


(Bild: Wiki.)


Zu allen Zeiten und überall dürfte es nicht einfach gewesen sein, seriöse Politiker zu benennen. Gleiches gilt für ihre Diplomaten. Die besonders katholische Botschafterin Deutschlands in Rom begann schon früh mit einer schummeligen Doktorarbeit in dem Plapperfach Erziehungswissenschaft, wurde logischerweise Wissenschaftsministerin - und, nach Aberkennung des Titels - eben Vatikanbotschafterin. Dort kann sie nicht viel Schaden anrichten, eigentlich gar keinen, vergleicht man sie mit einem Chefdiplomaten wie Lawrow. So einer steht in einer langen Tradition.
“Russische Diplomaten waren nicht nur (aus britischer Sicht) feindselig, expansionistisch und skrupellos, sondern neigten auch zu Heimlichtuerei und falschem Spiel.
‘Ihre Lügen sind selbst in den Annalen der russischen Diplomatie einzigartig’, meldete Lord George Hamilton, der Staatssekretär für Indien, im März 1901 während der Verhandlungen um eine Regelung in China.
‘Rußlands Diplomatie ist, wie sie wissen, eine lange und mannigfaltige Lüge’, sagte George Curzon, der Vizekönig von Indien Earl of Selborne, dem ersten Lord der Admiralität im Jahr 1903.” (Clark, Schlafwandler, S. 190)


Anders Londons Männer. “Immerhin schlugen die Briten in der Korrespondenz mit den Deutschen gewohnheitsmäßig einen recht herrischen Ton an. Im März 1897 fand beispielsweise ein Treffen zwischen dem stellvertretenden Staatssekretär im Foreign Office, Sir Francis Bertie, wegen seiner aggressiven Art meist ‘the bull’ genannt, und dem Charge d’affaires und geschäftsführenden deutschen Botschafter in London Hermann Freiherr von Eckardstein statt. Im Laufe ihres Gesprächs brachte Eckardstein, ein bekannter Anglophiler, der sich nach der Mode Eduards VII. kleidete und sich gerne in den Londoner Klubs zeigte, die Frage der deutschen Interessen in Südafrika zur Sprache. Berties Antwort war ein regelrechter Schock. Sollten die Deutschen auch nur einen Finger wegen Transvaal rühren, erklärte Bertie, so würde die britische Regierung vor keiner Maßnahme, nicht einmal der ‘äußersten’ (eine unmißverständliche Anspielung auf Krieg) zurückschrecken, um ‘eine Einmischung Deutschlands zurückzuweisen’. ‘Die Regierung wisse genau, daß sie, falls es zum Kriege mit Deutschland kommen sollte’, fuhr er fort, ‘die gesamte englische Nation hinter sich habe, und eine Blockade von Hamburg und Bremen sowie die Vernichtung des deutschen Handels auf hoher See sei (sic) für die englische Flotte eine Kleinigkeit.’”
(Clark, Schlafwandler, S. 204)

Da wußte Berlin doch, woran es war. Bei Sasonow wußte man es nicht. Bei Lawrow weiß man es heute auch nicht, oder weiß man es doch?



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