Was? Reißt da etwa noch ein Indochinese das Maul auf am Tonkin?
General Vorwärts zwischen Indochina, Sudan, Madagaskar und Frankreich - Joseph Joffre (1852-1931)
„Die Franzosen praktizierten im eigenen Land, was sie den Russen predigten“, schreibt Christopher Clark in dem Unterkapitel „Paris forciert das Tempo“ (Clark, Schlafwandler, S. 397)
„Nach der Ernennung von Joseph Joffre zum Generalstabschef im Juli 1911, auf dem Höhepunkt der zweiten Marokkokrise, lag die französische Strategie in den Händen eines Mannes, der sich der Theorie der ‚offensiven Schule‘ verschrieben hatte. … Joffre änderte den Plan XVI dahingehend, daß ein aggressiver Vorstoß durch das Elsaß in deutsches Territorium möglich war, weil er überzeugt war, daß ‚allein die Offensive die Möglichkeit biete, den Willen des Gegners zu brechen.‘… plädierte Joffre für einen Präventivschlag durch belgisches Gebiet.“ (a.a.O., S. 398)
Die ‚offensive Schule‘ wurde auch durch die Militärs Conrad in Wien, Moltke in Berlin und Henry in London vertreten. Daraus ergab sich das Paradox, daß auch ein Verteidigungskrieg aggressiv beginnen müsse. Der Politik bereitete das Darstellungsschwierigkeiten. Weitsichtig löste Poincare das Problem, „indem er eine äußerst aggressive Auslegung des casus foederis (Bündnisverpflichtung, WD) im Osten mit einem defensiven Ansatz an der französischen Grenze kombinierte.“ (a.a.O., S. 399)
Man hätte sich wünschen können, daß der französische Ansatz noch defensiver hätte sein können und sich auf die Verstärkung der Grenzbefestigungen verlegt hätte - wäre das nicht auch für Berlin die bessere Alternative gewesen? Schwer zu sagen, wenn schon zwischen Russen und Briten die Anlandung von Truppen in Pommern besprochen worden war. Jedenfalls war es falsch, Serbien dieses Ultimatum zu stellen und sich dadurch in Zugzwang zu bringen. Aber das Ultimatum war moderat und entsprach dem, was man in dieser Zeit unter „Ehre und Würde der Nation“ verstand. Wie auch ein Mitglied der Monarchie die „Ehre und Würde der Nation“ verkörperte.
Das räumte den Monarchen Rechte qua Geburt ein, die es den Ländern nicht erlaubte, diese Dilettanten aus dem Verkehr zu ziehen - der unsägliche Prinz Charles versucht auch noch im 21. Jahrhundert, sich in die Politik des Landes einzumischen. Es bleibt wohl nur die Einsicht, daß zwischen 1900 und 1914 die innovativen Köpfe in Europa fehlten, die sich gegen die Kriegsparteien in allen Hauptstädten des Kontinents erfolgreich hätten durchsetzen können. Immerhin gab es auch die "Tauben" überall, sie unterlagen aber den aggressiven Kräften.
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