Brain Mapping
Prof.'in Dr. Katrin Amunts, Jülich
“Das menschliche Gehirn ist eines der komplexesten Systeme – es umfasst verschiedene räumliche und zeitliche Skalen und reicht von den Genen über einzelne Zellen und ihre Schaltkreise, die zelluläre und molekulare Architektur bis hin zu Hirnarealen und großen Netzwerken, die für kognitive Prozesse, wie z.B. Sprache, bedeutend sind.
Hirnatlanten sind unverzichtbare Werkzeuge im Bereich des „Mappings“ kognitiver Funktionen – sie ermöglichen die Analyse von Struktur-Funktionsbeziehungen in einem gemeinsamen räumlichen Referenzsystem und sind Basis dafür, die unterschiedliche Modalitäten miteinander in Beziehung zu setzen. Zytoarchitektonische Karten des in Jülich und Düsseldorf entwickelten JuBrain – Atlas erlauben es beispielsweise, Areale und Netzwerke zu identifizieren, die bei Neuroimaging-Untersuchungen während einer bestimmten Sprachaufgabe aktiviert wurden oder Genexpression sowie Rezeptorkonzentrationen in Hirnarealen zu bestimmen. Als Wahrscheinlichkeitskarten berücksichtigen sie die inter-individuelle Variabilität der Areale in Bezug auf ihre Größe und Lage. Variabilität findet sich auf ganz unterschiedlichen Ebenen der Hirnorganisation und ist selbst Gegenstand von Forschung.
Mit dem „Big Brain“ gibt es erstmals einen Hirnatlas auf mikroskopischer Ebene. Damit können anatomische und funktionelle Befunde auf der Ebene von Schichten und Unterschichten der Hirnrinde räumlich korrekt aufeinander abgebildet werden. Ergänzt wird dieser Ansatz durch 3D-PLI (Polarized Light Imaging); dieses Verfahren zeigt selbst dünne Faserbündel und einzelne Nervenfasern in ihrem räumlichen Verlauf und erlaubt die Identifizierung neuer anatomischer Strukturen. Technologischer Fortschritt im Bereich der Bildanalyse, Softwareentwicklung, Visualisierung und Rechenleistung ermöglichen es, von der makroskopischen bis auf die zelluläre Ebene hinein zu „zoomen“. Sie erfordern die Einbeziehung moderner ICT und eröffnen neue Wege, sich der Entschlüsselung des Gehirns zu nähern.” (Amunts)
Ja, da hat sie was zu tun bis zur Rente. Auch ein Bild des Jülicher Großrechners fehlt bei ihr nicht. Und für die Hirnchirurgie sind die verfeinerten Gehirnkarten sicher eine große Hilfe.
Aber sonst?
Die empirische Forschung im Bereich der Psychologie hat mehr zu bieten. Zwei Systeme des Denkens zum Beispiel. Keith Stanovich und Richard West haben sie so benannt, Daniel Kahneman widmet ihnen besondere Aufmerksamkeit.
- „System 1 arbeitet automatisch und schnell, weitgehend mühelos und ohne willentliche Steuerung.
- System 2 lenkt die Aufmerksamkeit auf die anstrengenden mentalen Aktivitäten, die auf sie angewiesen sind, darunter auch komplexe Berechnungen.
(Soll wohl heißen, daß diese Aufgaben nur möglich sind, wenn die Aufmerksamkeit 1. aufgerufen ist, was eine Anstrengung darstellt, und 2. diese Anstrengung aufrechterhalten wird, um beispielsweise zu rechnen, was auch wiederum anstrengend ist, WD)
Die Operationen von System 2 gehen oftmals mit dem subjektiven Erleben von Handlungsmacht, Entscheidungsfreiheit und Konzentration einher.“ (Kahneman, Schnelles Denken, langsames Denken, S. 33)
Das System 1 arbeitet schnell, daher der Buchtitel, und System 2 arbeitet langsam.
Zur Erkundung der Eigentümlichkeiten der beiden Systeme ist es nicht nötig, sie in einer Hirnkarte einzutragen, was so gar nicht möglich wäre, sondern es müssen möglichst viele Versuche am lebenden Objekt durchgeführt werden.
Eine Eigenschaft des schnellen, intuitiven Systems 1 liegt dabei auf der Hand: es braucht weniger Anstrengung und wird deswegen bevorzugt. Manche Menschen – oder die meisten? – verzichten am liebsten lebenslang auf das anstrengende System 2. Weswegen die Spaßschule beliebter ist als die Lernschule.
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