Samstag, 10. Oktober 2015

Oho, ein Radikaler!









Er sei ein Kindergartenradikaler, sagt Buschkowsky in „Die andere Gesellschaft“ (Kap. 12). Ab 13 Monaten sollte ein Kleinkind in die Kindertagesstätte eingewiesen werden. Das ist ganz im Blick auf die Eltern formuliert, die ihre Kinder vernachlässigen oder sie gar schädigen.
Demgegenüber schreibt der Verhaltensbiologe Hassenstein:

“Bei jeder solchen Entscheidung muß die Kenntnis eine Rolle spielen, daß die ersten beiden Lebensjahre die entscheidende individuelle Bindungsphase enthalten und daß sich die entstandene Bindung in den folgenden Monaten und Jahren weiter festigt. Daher verzichtet eine Mutter, die ihr Kind in diesen ersten Lebensjahren ganz oder zu erheblichen Teilen in andere Hände gibt, nicht nur auf das genaue Kennenlernen seines Verhaltens, seiner Gesten und seiner Worte, sondern mit großer Wahrscheinlichkeit auch auf die tiefe, existenzielle Mutter-Kind-Beziehung seitens des Kindes. Auf welcher Ebene dies liegt, bezeugt folgendes Geschehen: Eine Mutter hatte ihr Kind in den ersten Lebensjahren zeitweise außer Haus gegeben; später litt sie darunter, als ihr 18jähriger Sohn zu ihr sagte: ‘Für mich bist du nur eine gute Bekannte.’”
( B.+H. Hassenstein, Verhaltensbiologie des Kindes, S. 66)
Nun sind die Menschen unterschiedlich, sie sind nicht gleich, weder die Kinder noch die Mütter und Väter, aber auch Erikson, Bowlby und Eggers sehen die besondere Sensibilität der frühen Bindungsphase, auch wenn sie bei den verschiedenen Kindern verschieden lang ausfällt. Wem fiele hier nicht auch das “Mutterkind” Kästner ein. Im Hinblick auf die spätere Leistungsfähigkeit der Kinder ist besonders das Urvertrauen zu beachten, daß sich voll herausbilden kann - oder auch nicht. Und weiter ist zu berücksichtigen, daß die Kita eine Gruppeninstitution darstellt, in der auch üble Kinder sein können und defizientes Personal, das zudem oft wechseln kann und auch - das als besondere Schweinerei - streikberechtigt ist.
Die Forderung nach einer generellen frühen Tages-Kasernierung gibt zudem den Staatsfunktionären, die stets ihre Macht früh in den Kinderköpfen etablieren wollen mit bestimmten Themen, eine besondere Herrschaftschance. Auch das ist bedenklich. Und auch die Tatsache, daß die verantwortungslosen Eltern den Anlaß geben, einen Zwang für alle einzuführen.
Das ist eine alte Krankheit der Linken, Herr Buschkowsky!








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