Aufgepaßt, Irenäus! Ablehnung des Grußes!
(Quelle: Irenäus Eibl-Eibesfeldt, Der vorprogrammierte Mensch, 1973, S. 201)
Das Auge denkt natürlich nicht, das macht die Hirnrinde. Aber die Anschauung gibt etwas zu denken, besonders besteht diese Möglichkeit bei Gesichtern, dem für Menschen interessantesten Teil des Menschen. Aus Gesichtern, die ganz von der Genetik geformt sind, läßt sich zwar wenig Charakterliches herauslesen, aber die Illusion davon ist stabil. In jedem Fall lassen sich Stimmungen und Emotionen ablesen, darin liegt die große Bedeutung. Emotionen beherrschen den Menschen, und wer in früheren Zeiten nicht schnell genug feindliche Emotionen erfaßte, konnte schnell ein toter Mann sein. Was in afrikanischen Gegenden auch heute noch so möglich ist, siehe Ruanda 1994.
Porträts und semantisch aufgeladene Bilder geben einen Impuls, sich etwas zu denken und sich mit Menschen und ihren Umständen auseinanderzusetzen. Ikonenmalerei tut das nicht, und dekorative Muster tun es ebenfalls nicht. Sie sind in ihrer Hinwendung zu Göttern und Chimären zugleich Abwendung vom Menschlichen, sie sehen von der conditio humana ab. Religiöse Kunst ist daher nicht nur stets minderwertig, sondern immer auch destruktiv im Hinblick auf die Lebenskunst und die Verfeinerung der Zivilisation.
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