Sonntag, 17. Juli 2016

Wie 1937/8


<<“Hätte Erdogan den Putschversuch inszenieren können?
Angesichts von Erdogans Einfluss wäre das vermutlich nicht undenkbar, aber doch sehr schwierig. Unter den mutmaßlichen Rädelsführern sollen fünf Generäle und 28 Oberste sein, die mit Erdogan unter einer Decke hätten stecken müssen. Erdogan hat öffentlich angekündigt, dass sie „einen sehr hohen Preis“ bezahlen werden, vermutlich werden sie viele Jahre im Gefängnis sitzen müssen. Welchen Vorteil die Offiziere von einer solchen Verschwörung hätten, erschließt sich nicht.”>> FAZ 17.7.16  
Das große Ziel Erdogans ist ein sultanhaftes Präsidialsystem in einer islamistischen Türkei. Dafür muß er die säkularen Kräfte ausschalten, die ihre starke Bastion im kemalistischen Militär besitzen. Seit Jahren allerdings unterwandert Erdogan die Armee mit Gefolgsleuten, die er für den Putsch instrumentalisiert haben könnte. Der Chef des Generalstabs war bei der Hochzeit der Erdogantochter.  Mit einem Netzwerk von Doppelagenten kann man so eine Aktion provozieren, die man aber - weil die Akteure bekannt sind - schnell beenden kann. Das Parlamentsgebäude soll bombardiert und zerstört worden sein; das wäre eine unsinnige Maßnahme für Putschisten, die schnell militärische Ziele angreifen müssen; sie dient offenbar nur der Propaganda.
Auch das Urlaubshotel Erdogans sollte bombardiert werden, doch wurde es angeblich verfehlt; falls eine solche Bombardierung tatsächlich beabsichtigt war, ist es schwer vorstellbar, daß ein solch einfaches Ziel verfehlt werden könnte. Daß Tiefflüge über Ankara stattfinden, während der Erdogan-Palast unbehelligt bleibt, wirkt ebenfalls völlig unglaubhaft.
Sicher werden wir aber Geständnisse bekommen, wie sie die Mitglieder des Lenin’schen Politbüros in den Moskauer Schauprozessen 1938 geliefert haben. Sie waren sämtlich erfunden.

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